Frieden
auf Erden
"Friede auf Erden und Wohlgefallen unter den
Menschen." Mit diesen Worten bestätigten die Engel, die den Hirten auf den
Hügeln von Bethlehem die Geburt Christi verkündeten, dass es ohne Wohlwollen
keinen Frieden auf Erden geben würde. Seit dem Fall der Menschheit ist der
Friede schwer zu fassen. Wir brauchen dringend Frieden auf dieser Erde. Warum
ist es so schwierig für Menschen, ethnische Gruppen und Nationen, in Frieden
miteinander zu leben und ihre einzigartige Individualität gegenseitig zu
respektieren?
Solange wir nicht selbst direkt von bewaffneten Konflikten
betroffen sind, neigen wir dazu, zu vergessen, dass wir in einer Welt leben, in
der das Gegenteil von Frieden ein ständiger Bestandteil des Lebens vieler
Menschen ist. Wir hören von Kriegen und Gerüchten über Kriege, verdrängen die
Gedanken aber so lange, bis die nächste Nachrichtensendung sie wieder in unser
Bewusstsein zurückholt. In den Nachrichten werden nur die aktuellen Krisen
erwähnt, und die vielen Regionen, die schon lange von bewaffneten Konflikten
heimgesucht werden, finden keine Erwähnung, es sei denn, ein neuer Angriff
erregt das Interesse der Medien. Im
Moment gibt es mehr als 20 bewaffnete
Konflikte in unserer scheinbar so friedlichen Welt.
Als ich in der Stadt Turku in Finnland lebte, ging ich am
24. Dezember mittags auf den alten Domplatz, um die Erklärung des
Weihnachtsfriedens zu erleben. Diese Tradition geht auf das 14. Jahrhundert
zurück, als die Herrscher eine 20-tägige Friedensperiode in der Weihnachtszeit
erklärten. In dieser Zeit wurden Störungen härter bestraft als zu anderen
Zeiten. Diese Tradition war im mittelalterlichen schwedischen Königreich, zu
dem Finnland gehörte, üblich, aber der einzige Ort, an dem sie sich erhalten
hat, ist die finnische Stadt Turku. Sie wurde über die Jahrhunderte hinweg kontinuierlich
eingehalten mit nur wenigen Ausnahmen, wie 1939, als sie wegen möglicher
russischer Luftangriffe abgesagt wurde,
Die Deklaration wird vom Balkon des Brinkkala-Hauses durch
den städtischen Protokollchef in beiden Landessprachen - Finnisch und
Schwedisch - verlesen und beginnt mit den Worten: "Morgen, so Gott will,
ist das gnadenvolle Fest der Geburt unseres Erlösers". Dann werden all die
Taten aufgelistet, die den Frieden stören. Tausende von Menschen versammeln
sich, um diese Worte zu hören. Zum Programm der Zeremonie tragen eine
Militärblaskapelle und ein Männerchor bei. Es ist ein emotionaler Anlass für
die Finnen, während sie die Nationalhymne und das Kirchenlied "Ein fest
Burg ist unser Gott" singen. Das erinnert sie daran, wie viel ihre
Unabhängigkeit und ihr Friede gekostet haben. Dieses Liedschenkte dem
finnischen Volk Hoffnung und Mut, als es im so genannten Winterkrieg von
1939-40 kämpfte, um die Unabhängigkeit zu verteidigen. Sie wandten sich an Gott
um Schutz und vertrauten darauf, dass ihre Sache gerecht sei, und hofften auf
Frieden und Wohlstand als unabhängige Nation. Vielleicht ist die emotionale
Bedeutung dessen etwas, das nur ein Finne wirklich verstehen kann.
In diesem Jahr führen wir alle einen weiteren Krieg gegen
einen unsichtbaren Feind, und so wird die weihnachtliche Friedenserklärung
wegen der Corona-Pandemie ohne die üblichen Menschenmassen aus Turku
übertragen. Und doch wird die Botschaft des Friedens auf Erden, die wir so dringend
brauchen, die Welt über die Funkwellen erreichen. Wäre Frieden doch so
ansteckend wie ein Virus! Wie schön wäre es, wenn man allen Unfrieden beenden
könnte, indem man an Weihnachten und an jedem anderen Tag des Jahres Frieden
verkündet!
Gesegnete
Weihnacht und ein friedvolles Neues Jahr!
Hier geht es zur Sendung: https://areena.yle.fi/1-50632774?autoplay=true
Yle/Screenshot
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