In der
Schwebe leben
Das
Leben ist zum Stillstand gekommen. Wir halten uns an die Vorschriften, bleiben
zu Hause und bewahren Abstand zu anderen.
Alle Pläne, die wir für unsere Reisen hatten, wurden gestrichen. Nach
Monaten warten wir immer noch darauf, dass das Leben wieder beginnt - ohne eine
wirkliche Aussicht, wann das geschehen wird. Täglich überprüfen wir die
Infektionszahlen und die Zahl der Todesfälle und hoffen, dass die Zahl der
neuen Fälle deutlich zurückgeht, als Zeichen dafür, dass wir den Kampf gegen
den unsichtbaren Feind gewinnen.
Es
ist, als würde man mit einem Zug durch einen langen Tunnel unter den Bergen
fahren und hoffen, dass alles in Ordnung ist, wenn der Zug auf der anderen
Seite wieder herauskommt. Das Problem ist, dass das Warten darauf, dass der Zug
wieder Licht sieht, viel länger dauert, als wir erwartet hatten. In der
Zwischenzeit leben wir in der Schwebe und warten auf ein Wunder das den
Albtraum, den so viele Menschen derzeit erleben, auflöst.
Warten
Als
aktiver Mensch hasse ich es zu warten, besonders wenn ich kein Projekt habe,
mit dem ich mir die Zeit vertreiben kann. Aber darauf zu warten, dass eine
Pandemie vorübergeht, ist eine ganz andere Dimension des Wartens, denn es wird
wahrscheinlich viel länger dauern, als wir je gedacht haben, bis wir zu etwas
zurückkehren, das der Normalität ähnelt.
Es
scheint so seltsam, einfach nur warten zu müssen - vielleicht bis ein ganzes
Jahr und mehr einfach vergeht, als ob es
das gar nicht gegeben hätte. Am liebsten würde ich dieses ganze Jahr von Anfang
bis Ende stornieren, um nicht in dieser Ungewissheit leben zu müssen, und im
Jahr 2021 einfach wieder von vorne anfangen. Normalerweise, wenn wir warten,
wissen wir, worauf wir warten: die Ankunft eines geliebten Menschen, oder eine
Verabredung, oder etwas, das wir zumindest in irgendeiner Weise berechnen
können. Jetzt warten wir auf das Ende von etwas, das so unberechenbar und
unbekannt ist, dass wir überfordert sind. Es ist alles so abstrakt.
Es
ist einfacher, auf etwas zu warten, das wir anfassen können. Etwas Konkretes.
Wir brauchen den körperlichen Kontakt, und erst jetzt habe ich erkannt, wie
wichtig das für das seelische Wohlbefinden ist. Wir sind froh, unsere Kinder
und Enkelkinder über Skype zu sehen, aber das ist nicht dasselbe wie sie zu
umarmen und den engen Kontakt zu genießen. Mit jedem Tag, der vergeht, vermisse
ich sie mehr und mehr.
Worauf Christen warten
Als
Christen, die auf die Wiederkunft Christi warten, sehnen wir uns seit langer
Zeit nach etwas, das die Bibel sehr detailliert beschreibt: den glorreichen
Advent unseres Herrn als König der Könige und Herr der Herren. Es wird in einer
Sprache beschrieben, die wir zu verstehen versuchen, und doch wissen wir nicht
wirklich, wie es sein wird. Unsere Gedanken sind durch die Bilder von Harry Anderson
in der Kinderbibel beeinflusst worden. Aber wird es wirklich so sein? Wir
kennen die Herrlichkeit von Händels "Halleluja-Chor" - aber wie wird
die himmlische Schar wirklich klingen? Wie wird der Himmel sein?
In
Bayern stellen sich manche den Himmel immer noch als Wölkchen vor, auf dem ein
süßer kleiner Cherub mit nackten Füßen im weißen Nachthemd den ganzen Tag auf
der Harfe spielt und Halleluja singt. Aber wer will schon den ganzen Tag auf
einer Wolke sitzen? Der Himmel ist nichts, worauf sich viele Menschen freuen.
Schließlich ist das Leben auf dem Wölkchen fast so, als würde man darauf
warten, dass etwas passiert - und es passiert nie etwas. Und dann nur
Harfenmusik - wäre das nicht ermüdend?
Das Gesicht meines Erlösers
Es
gibt Melodien, die uns Mut machen, während wir warten. „Get on board, little
children, get on board“ ("Steigt ein, kleine Kinder, steigt ein“). Bleibt nicht am Bahnhof und schaut auf die
Lichter des letzten Waggons der sich entfernt. Aber wie lange werden wir auf
unseren Zug warten müssen, um durch den dunklen Tunnel der Probleme dieser Welt
zu kommen? Das ist eigentlich egal, solange wir an Bord dieses Zuges auf dem
Weg zu unserer himmlischen Heimat sind.
Ein
anderes Lied, das ich gerne gesungen habe, lautet: „Heaven is a wonderful place, full of glory
and grace. I want to see my Savioiur’s face, I want to go there!“ ("Der
Himmel ist ein wunderbarer Ort, erfüllt von Herrlichkeit und Gnade, ich möchte
das Gesicht meines Erlösers sehen. Ich
will dahin gehen!“) Der Himmel mag ein
wunderbarer Ort sein, und ich bin mir sicher, dass es nicht nur diese kleine
Wolke mit dem Cherub ist. Aber das Beste am Himmel ist, dass Jesus dort sein
wird. Ich kann mich darauf freuen, ihn zu berühren und zu fühlen, wie er mich
umarmt.
Ich
habe alte Leute in Pflegeheimen getroffen, die nur darauf warten, dass die Zeit
abläuft. Sie leben von Mahlzeit zu Mahlzeit, morgens bis abends, und dann durch
eine schmerzhaft lange Nacht. Glücklicherweise warten einige darauf, das
Gesicht ihres Erlösers an jenem wunderbaren Ort zu sehen, den Gott für seine
Kinder vorgesehen hat. Das bedeutet nicht, dass ihre Tage und Nächte kürzer
sind, aber sie haben etwas, auf das sie sich freuen können und das jedem Tag
einen Sinn gibt.
Wie
gehen wir also mit dieser Pandemie um, die unser Leben auf den Kopf gestellt
hat? Gibt es etwas, das unseren Tagen einen Sinn gibt? Was haben wir, worauf
wir uns freuen können? Können wir Pläne für die Zeit machen, wenn das Virus
ausgerottet ist, wie lange es auch immer bis dahin dauern mag?
Lassen
wir uns nicht entmutigen, sondern wie der Apostel Paulus sagte: "Will's
Gott, so werde ich wieder zu euch kommen" (Apostelgeschichte 18:21 Lu17).
Wir werden das Leben und die Familie und Freunde wieder genießen, wenn Gott
will, also geben Sie nicht auf! Solange wir Gottes Willen berücksichtigen,
sollten wir uns auf die Zukunft freuen und Pläne machen. Und auch wenn wir
diese Pläne vielleicht verwerfen müssen, solange wir geduldig auf den Herrn und
mit dem Herrn warten, wird diese schwierige Zeit vorübergehen.
Und
auf lange Sicht ist das Warten darauf, das Gesicht unseres Erlösers zu sehen
und seine Arme um uns zu spüren, das Warten wert.
Bearbeitung eines Artikels vom 30. Juli 2020 auf Adventist Today
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