Wie ich Feminismus verstehe (9) Feministinnen sind Keine Männerhasser
Warum ist
Feminismus so ein unbeliebtes Wort? Die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi
Adichie wurde davor gewarnt, sich Feministin zu bezeichnen, weil, so hieß es,
Feministinnen unglückliche Frauen seien, die keinen Mann finden. Also nannte
sich Chimamanda eine "Glückliche Feministin". Dann wurde ihr gesagt,
dass der Feminismus nicht in die afrikanische Kultur passe, also nannte sie
sich eine Glückliche Afrikanische Feministin. Dann sagte eine gute Freundin,
sich Feministin zu nennen, bedeute, dass sie Männer hasse. Also beschloss
Chimamanda, sich eine Glückliche Afrikanische Feministin die keine Männer hasst
zu nennen. Sie fuhr fort, auf solche Einwände zu antworten, bis sie sich selbst
zu einer Glücklichen Afrikanischen Feministin erklärte, die Männer Nicht Hasst
und die gerne Lipgloss und High Heels für sich selbst und nicht für Männer
trägt. Feministinnen hassen Männer nicht, obwohl sie nicht glücklich über deren
Behandlung von Frauen sind. Feministinnen wollen gleiche Rechte und
Gerechtigkeit für Frauen. Christliche Feministinnen übernehmen viele dieser
Ideen, zeigen aber auch, dass dies Gottes ursprünglicher Plan für Frauen war.
Sexistische Erziehung in konservativen Kirchen
Ich
erinnere mich an ein Jugendtreffen in meinem ersten Jahr als junge Pastorenfrau.
In einer Gruppendiskussion bestanden die Männer darauf, dass Frauen sich nur für
die Männer aufbrezeln. Ich war damit nicht einverstanden. Ich musste ihnen
erklären, dass ich mich gut fühlen möchte, wenn ich in den Spiegel schaue, und
dass das nichts damit zu tun hat, für Männer attraktiv auszusehen. Ich weigerte
mich, Frauen als Staffage für das Vergnügen der Männer zu sehen. Aber so dreht sich
die Welt immer noch. Zeitschriften werden mit schönen Frauen auf dem Cover
verkauft. Ein neues Auto wird mit einer spärlich bekleideten Frau auf der
Motorhaube vorgestellt. Werbung ist sexistisch.
Konservative
Kirchen versuchen, diesem Kommerz entgegenzuwirken, indem sie jungen Mädchen
und Frauen Bescheidenheit und Unterordnung lehren. In dem Bemühen, gutes,
unterwürfiges christliches Ehefrauenmaterial zu produzieren, wird ihnen
beigebracht, sich bescheiden zu kleiden und sich an unterwürfige Rollenmodelle
anzupassen. Das ist genauso sexistisch. Es ist nur die andere Seite der
sexistischen Medaille. Die Kirche erwartet immer noch in vielerlei Hinsicht von
Frauen, dass sie wie die Hausfrauen der 1950er Jahre sind. Ich will keineswegs
den Wert der Arbeit einer Frau herabsetzen, wenn sie, wie ich, beschließt, dass
sie in erster Linie Hausfrau sein will.
Der
Konservatismus blickt auf die Vergangenheit zurück und versucht, Elemente und
Werte zu bewahren, die in vergangenen Zeiten als die Norm galten. Einiges davon
war sicherlich gut. Der Apostel Paulus ruft Christen dazu auf, alles, was
gesagt wird zu prüfen, und das Gute zu behalten (1Thess 5,21). Auch wenn seine
Ermahnung im Zusammenhang mit Prophezeiungen geschrieben ist, denke ich, dass
dieses Prinzip für alle Bereiche unseres Lebens gut ist. Wir leben nicht mehr
in der Mitte des letzten Jahrhunderts und sollten unseren Glauben prüfen und
ihn an das lebendige christliche Leben unserer Zeit anpassen. Lasst uns das
Christentum für unsere Zeit relevant machen!
Wenn wir
uns fragen, warum wir unsere jungen Leute verlieren, müssen wir zugeben, dass
ein Teil der Antwort darin besteht, dass unsere Kirche als irrelevant,
sexistisch, frauenfeindlich, homophob und sogar rassistisch wahrgenommen wird.
Wenn wir Bildung als die Lösung ansehen, und ich bin überzeugt, dass wir die
Welt nur durch Bildung verändern können, dann muss es eine Bildung sein, die
egalitäre Prinzipien lehrt.
Vor ein
paar Jahren hat die Abteilung für Frauenarbeit in Spanien einen schönen
Videoclip zum Internationalen Frauentag mit einer wichtigen Botschaft gemacht:
Männer und Frauen teilen sich die Verantwortung im Haushalt. Frauen sind nicht
dazu bestimmt, nur als Zugabe für Männer zu existieren.
Dies ist der Text des Videos:
- Wir gehen davon aus, dass die Verantwortung im
Haushalt von Mann und Frau geteilt werden sollte...
- Aber in der Wirklichkeit trägt die Frau meistens die
Hauptlast der Arbeit.
- Als Ehemänner erkennen wir nicht immer, dass unsere
Frauen eine Handreichung brauchen.
- Nun, eine Handreichung ist nicht genau das, was sie
brauchen. Sie brauchen einen Partner.
- Die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nicht
mehr zwei, sondern ein Fleisch. Markus 10:8
- Wenn ich putze, helfe ich ihr nicht nur... denn ich
trage auch zur Unordnung bei.
- Wenn ich koche, helfe ich nicht nur, denn auch ich
muss essen. Wenn ich den Abwasch mache, helfe ich nicht nur, denn auch ich
benutze das Geschirr.
- Wenn ich die Wäsche wasche, helfe ich ihr nicht nur...
denn auch ich trage Kleidung.
- Wenn ich mich um die Kinder kümmere, helfe ich ihr
nicht nur... weil sie auch meine Kinder sind.
- Ich helfe ihr nicht nur... weil es auch mein Zuhause
ist.
- Ich helfe ihr nicht nur... ich teile, und das ist, was
Liebe bedeutet.
- Teilen ist Liebe.
Der Apostel
Paulus schrieb an die Gemeinde in Philippi (Phil 2,15) und ermutigte sie, als
Lichter in der Welt zu scheinen, mitten unter einem verdorbenen und verkehrten
Geschlecht. Ich verstehe dabei, dass er von der Ungerechtigkeit spricht, die in
der Welt herrscht, und dass Christen dazu beitragen sollen, die Situation zu
verbessern, indem sie ein Licht auf die Dunkelheit werfen.
Die Rolle der Religion
Auf dem 7.
jährlichen Symposium über die Rolle der Religion und Glaubensbasierter
Organisationen in Internationalen Angelegenheiten am 26. Januar 2021 war einer
der Redner Ganoune Diop, Ph.D, Direktor der Abteilung für öffentliche
Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Kirche der
Siebenten-Tags-Adventisten. Diops Hauptthese war, dass Frauen vollwertige
Menschen sind, die in keinem Bereich minderwertig sind. Dementsprechend sei es
einfach unmenschlich, Menschen aufgrund ihres Geschlechts unterschiedlich zu
bewerten. Das Symposium war darauf ausgerichtet, die Beschlüsse der
Peking+25-Plattform zur Förderung der Frauenrechte zu bekräftigen, darunter vor
allem das Recht auf Gleichberechtigung. Ich zitiere seine Worte:
"Die
Beschleunigung auf dem Weg zur vollen Gleichberechtigung in allen Bereichen der
Gesellschaft sollte auf dem soliden Fundament und der Bekräftigung der vollen
Menschlichkeit der Frauen, ihrer vollen Würde, ihrer vollen Menschenrechte und
ihrer vollen Teilhabe als Akteurinnen am Leben der gesamten Menschheit beruhen.
Es muss ein Gespür dafür geben, wie dringlich es ist, die herausfordernden
Hindernisse zu überwinden. Unsere Welt ist an einer Stelle angekommen, an der
der Schrei nach Gerechtigkeit - für alle - immer lauter wird, besonders in
einer Zeit der sozialen Unruhen und verschiedener Abrechnungen."
Das Ziel
des Symposiums, so schloss er, sei Freiheit, Emanzipation und Selbstbestimmung
der Frauen. Es gehe um die Abschaffung der Unterwerfung und Unterordnung von
Menschen. Für mich klingt das sehr wie das, was Feministinnen anstreben. Dr.
Diops Position des Respekts vor der Menschlichkeit aller und der Notwendigkeit
von Gleichheit und Gleichberechtigung für Frauen ist ermutigend. Ich hoffe,
dass seine Stimme bei den anderen Führungskräften seiner/unserer Kirche gehört
wird.
Unsere
christliche Religion sollte uns dazu führen, einander zu lieben, andere zu
respektieren und zu unterstützen, ohne dass eine Hälfte der Menschheit
versucht, die andere Hälfte zu unterwerfen. Unterdrückte Frauen sollten
freigelassen werden, damit sie ihr volles Potenzial ausleben können. Nur weil
sie das wollen und verdienen, heißt das nicht, dass sie Männer hassen. Sie
fordern nur ein, was ihnen zusteht.
Photo:
Pixabay free photo
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