Weltklimagipfel


Während sich alle Augen auf die Klimakonferenz der UNO in Glasgow COP26 richten, vermisse ich eine offizielle Stellungnahme meiner Kirche zu der dort diskutierten Agenda. Die Verantwortlichen der Welt versuchen, einen Weg zu finden, wie die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad reduziert werden kann, damit das Leben auf diesem Planeten nicht ausgelöscht wird. Die großen Kirchen beteiligen sich an der Diskussion. Die Dringlichkeit ist allen bewusst. Nun werden Taten gefordert, nicht nur Worte.

Ich hätte aber gerne wenigstens noch Worte gehört von meiner Kirchenleitung, die sich zurzeit von der Welt zu verabschieden scheint. Es wird zwar auch das baldige Ende der Welt bei der Wiederkunft Christi gepredigt, aber die Vorbereitung darauf scheint sich nur auf theologische Verkündigung zu beschränken. Wenn die Welt bei der Wiederkunft Christi eh durch Feuer zerstört wird, um von Gott neu geschaffen zu werden, ist es für viele Gläubige nicht mehr so wichtig, diese alte Welt zu retten, obwohl Gott den Menschen die Aufgabe gab, die Schöpfung zu bewahren.

Während ich darüber nachdachte, ob ich etwas verpasst hatte, wurde ein Artikel in  Spectrum (Volume 49, Issue 4) von David F. Garner veröffentlicht, in dem er die Einstellung der STA zur Ökologie untersucht.[1] Obwohl Adventisten immer schon eine einfache, naturverbundene Lebensweise propagiert haben, die sogar in der Ernährung auf Fleisch verzichtet, waren sie nie besonders lautstark in Sachen Naturschutz. Das Engagement blieb dem Einzelnen überlassen.

Die Freikirche konzentrierte sich auf die Verkündigung ihrer Lehren und sah es nicht als ihre primäre Aufgabe, für Naturschutz einzutreten, obwohl die Botschaft des ersten Engels in Offenbarung 14,6-9 dazu aufruft, den Schöpfer anzubeten, der gemacht hat Himmel und Erde. Auch heute wird viel Wert auf diese drei Engelsbotschaften gelegt. Dass die erste Botschaft sich direkt auf den Schöpfer bezieht, und dass seine Anbetung direkt damit zusammenhängt, wie wir mit der Umwelt umgehen wird kaum beachtet.

Als die Umweltbewegung in den 1970ern Fahrt aufnahm, war die Kirche zwar nicht dagegen, meinte aber, dass es nicht viel bewirkt, wenn sie sich als kleine Kirche mit begrenzten Möglichkeiten da engagiert. Das mag damals gestimmt haben, aber heute hat die Kirche der STA mehr als 20 Millionen Mitglieder weltweit, was eine beachtliche Größe ist. Außerdem wäre sie nicht mehr alleine mit ihrem Engagement, wo doch Regierungen und Kirchen dazu aufrufen, endlich Taten sprechen zu lassen.

Da Adventisten sich für die Gesundheitsbotschaft interessieren erscheint es seltsam, dass sie sich von der Umweltschutzbewegung distanzieren. Celeste Ryan Blyden hat es gut ausgedrückt: "Von allen Völkern Gottes scheint es merkwürdig, dass wir zu diesem Thema so still sind. Dennoch habe ich keine einzige Predigt gehört, keine Zeitschrift oder adventistische Fernsehsendung gesehen und keine Sabbatschullektionen zu diesem Thema gelesen."[2] In Sachen Haushalterschaft scheint es der Kirche hauptsächlich nur um Finanzen zu gehen. Die Bibel ist aber klar, dass für Gott für den Umweltschutz wichtig ist: „Es ist gekommen … die Zeit, … zu vernichten, die die Erde vernichten“ Offenbarung 11:18 Lu17.

Ein kürzlich erschienener Bericht der Vereinten Nationen kam zu dem Schluss, dass Glaubensgemeinschaften einen "immensen" Einfluss auf ein nachhaltiges Leben und eine nachhaltige Entwicklung haben können. Warum sind dann die Adventisten nicht an der vordersten Front der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes? Da ist es ermutigend, dass die beiden Deutschen Verbände am 22. Februar 2021zum „Nachhaltigen Glauben“ aufgerufen haben und sich in ihrer Verwaltungsarbeit dazu verpflichten.[3]

Vor fast 30 Jahren, am 12. Oktober 1992 gab Exekutivkomitee der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten auf der Jahrestagung eine Erklärung zu Umweltfragen heraus.[4] Sie lautet wie folgt:

Die Siebenten-Tags-Adventisten setzen sich für respektvolle, kooperative Beziehungen zwischen allen Menschen ein, indem sie unsere gemeinsame Herkunft anerkennen und unsere Menschenwürde als Geschenk des Schöpfers begreifen. Da menschliche Armut und Umweltzerstörung miteinander verbunden sind, verpflichten wir uns, die Lebensqualität aller Menschen zu verbessern. Unser Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung der Ressourcen bei gleichzeitiger Erfüllung der menschlichen Bedürfnisse.

Echte Fortschritte bei der Pflege unserer natürlichen Umwelt beruhen sowohl auf persönlichen als auch auf gemeinsamen Anstrengungen. Wir nehmen die Herausforderung an, auf die Wiederherstellung von Gottes Gesamtplan hinzuarbeiten. Vom Glauben an Gott bewegt, verpflichten wir uns, die Heilung zu fördern, die sowohl auf persönlicher als auch auf ökologischer Ebene aus einem integrierten Leben erwächst, das Gott und der Menschheit dient.

Mit dieser Verpflichtung bekräftigen wir unsere Haushalterschaft für Gottes Schöpfung und glauben, dass die vollständige Wiederherstellung erst dann abgeschlossen sein wird, wenn Gott alles neu macht.

Adventisten hätten so viel zur Nachhaltigkeit beizutragen. Der Artikel im Spectrum Magazine zeigt auf, wie sehr unsere Lebensphilosophie im Einklang mit dem Umweltschutz ist. Wir könnten aber unseren ökologischen Fußabdruck noch mehr verringern, wenn wir uns bewusster damit beschäftigen würden. In der heutigen Zeit könnten wir unsere Stimmen erheben, um im Einklang mit Umweltaktivisten die Rettung der Welt voranzutreiben. Das wäre doch eine zeitgemäße Botschaft, die wir trotz der Naherwartung der Wiederkunft Christi verkündigen könnten.

Viele Worte. Gute Worte. Diese Worte müssen gesagt werden, aber wie die Queen sagte, „Die Zeit der Worte ist der Zeit der Taten gewichen.“ Wir sehen die Folgen des Klimawandels. Vielleicht lernen wir endlich aus all den Katastrophen, die wir erleben, dass der Klimawandel keine Falschmeldung ist, auch wenn wir vielleicht gerade jetzt nicht direkt von einer Katastrophe betroffen sind. Wir alle werden auf die eine oder andere Weise den Preis dafür zahlen müssen. Wir müssen besser auf das aufpassen, was Gott uns anvertraut hat.



[1] bit.ly/3nTUwYF

[2] bit.ly/3mFHOgK

[3] bit.ly/3CN4eSG

[4] bit.ly/3BJHthe

 


 

Grafik von UK Government - https://www.gov.uk/government/topical-events/cop26, OGL 3, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=99448137



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