Männer unterstützen Frauen
Auf dem synodalen Weg der
deutschen Katholischen Kirche sind schon bei vier Synodalversammlungen jeweils
ca. 230 Mitglieder zu Plenarsitzungen zusammengekommen. Am Samstag, dem 10.9., ging in Frankfurt am Main die
vierte Vollversammlung des Synodalen Wegs zu Ende Dort trafen sich die
katholischen Bischöfe, Priester und Laien, um über die Reform der Kirche in
Deutschland zu debattieren und verbindliche Entscheidungen zu treffen. Man sieht dies als einen Weg, der in die eigentliche Bischofssynode im
Oktober 2023 in Rom einmündet.
Eine
der Mitglieder ist die Benediktinerin Schwester Philippa Rath von der Abtei St.
Hildegard in Eibingen bei Rüdesheim. Sie engagiert sich besonders für die
vollständige Gleichstellung von Frauen in der Kirche. Sr. Philippa ist
Theologin und Politikwissenschaftlerin, Vorstand der Klosterstiftung Sankt
Hildegard und verantwortlich für die Presse - und Öffentlichkeitsarbeit ihres Klosters.
Ende 2019 wurde sie für ihr vielfältiges kirchliches und gesellschaftliches
Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie sagt, "Wir müssen weg von dieser hierarchischen Kirche. Das ist lange
überfällig."[1]
Sie fügte hinzu: "Je mehr Teilkirchen sich jetzt zum Beispiel zum Thema
Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche oder zu Macht und Gewaltenteilung
in der Kirche äußern, desto größer wird der Druck, dass Rom etwas
verändert."
Bei der ersten Sitzung der Synodalversammlung 2019 hörte
Schwester Philippa zwei Bischöfe sagen, dass sie bezweifeln, dass es Frauen
gibt, die zur Diakonin oder Priesterin berufen sind. Sie nahm sich vor, das
Gegenteil zu beweisen und plante, die Geschichten von zwölf Frauen zu sammeln,
die sich zum Dienst berufen fühlten. Es meldeten sich nicht nur zwölf Frauen,
sondern 150, die freiwillig ihre Lebensgeschichte erzählten. Das Buch Weil Gott es so will,[2] enthält die
Erfahrungen von diesen Frauen, die ihre Lebensgeschichten erzählen.
Nun gibt es eine Fortsetzung der Geschichte. Ihr
nächstes Buch heißt Frauen ins Amt!: Männer der Kirche solidarisieren sich[3]. In diesem Buch solidarisieren sich 100 Männer der
Kirche, darunter viele Prominente - Priester, Diakone und Ordensleute, Laien
und auch eine Reihe Bischöfe - mit dem Anliegen der Frauen. In persönlichen
Erfahrungsberichten schildern sie, wo sie das Gegenüber der Frauen in der
Seelsorge und das gemeinsame Engagement der Geschlechter in der Pastoral
vermissen. Die vielstimmigen Zeugnisse aus der Mitte der Kirche sind ein
leidenschaftlicher Appell, die vielfältigen Charismen und Begabungen der Frauen
endlich kirchlich anzuerkennen. Sie geben eine kraftvolle Antwort auf die
Zeugnisse der Frauen und zeigen: Frauen und Männer wollen auf den Geist hören
und Gottes Willen tun. Frauen und Männer wollen Veränderung. Frauen und Männer
wollen Gerechtigkeit.
Wir
sind es gewohnt, dass Frauen in vielen Kirchen nicht als gleichwertige Partner
behandelt werden. Umso erfreulicher ist es, dass nun Männer sich dazu
öffentlich bekennen, dass sie Frauen in den kirchlichen Ämtern vermissen. Die
Kirche braucht die Mitarbeit der Frauen, und dafür erheben sie ihre Stimme. Wie
Schwester Rath es ausdrückt, werden diese Forderungen auch in Rom wahrgenommen,
dessen ist sie sicher.
Vom
6.-12. Oktober tagt das Exekutivkomitee der Generalkonferenz der Siebenten-Tags
Adventisten in Silver Spring, Maryland, USA. Man könnte die Zusammenkunft vielleicht
mit einer Bischofskonferenz vergleichen. Ich wünschte, dass es auch in meiner
Kirche eine Bewegung gäbe, die Reformen voranbringen will, aber die
Machtstruktur wird immer hierarchischer und die Kontrolle wird ständig
verstärkt. Auch in meiner Kirche könnten wir sicher Hunderte Frauen finden, die
ihre Berufung und Lebensgeschichte festhalten würden. Und ich bin mir sicher,
dass wir auch Hundert Männer hätten – Kirchenvorstände, Abteilungsleiter, Theologen
und Laien – die ihre Unterstützung für Frauen im Predigtamt kundtun. Es war
sehr ermutigend, dass die Präsidenten der deutschsprachigen Kirche der STA beim
D-A-CH-Frauenkongress in Schwäbisch Gmünd im September 2022 anwesend waren, um
ihre Wertschätzung für die Frauen zu demonstrieren. Wir bräuchten aber auch eine 'Schwester Philippa', die ein ähnliches Projekt anpackt, um den Frauen eine
Stimme zu geben, sowie den Männern die Gelegenheit zu geben, ihre Stellung
kundzutun.
© Synodaler Weg/Maximilian von Lachner
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