Rebellische Frauen
Die Organisation der
protestantischen Frauen in Italien, Federazione
donne evangeliche in Italia (Fdei) (Fdei) besteht aus Frauen der verschiedensten
Kirchen, und ich bin froh, dass auch die Kirche der Siebenten-Tags Adventisten
in dieser Organisation maßgeblich mitwirkt. Wir haben als Christen so Vieles,
was uns verbindet, und so ist es gut, dass wir unsere Stimmen zusammen erheben,
um besser gehört zu werden. Die Fdei gibt seit einigen Jahren zu den 16 Tagen
gegen Gewalt an Frauen eine Broschüre heraus, in der sie sich für das Recht der
Frauen einsetzt, vor Gewalt jeglicher Art geschützt zu sein. Zusammen
herausgegeben, kann dieser Schrei nach Gerechtigkeit lauter gehört werden, als
wenn jede kleine Kirche in Italien ihre eigenen Aktionen starten würde.
Als die Frauen der Fdei im
September anfingen, das Heft für 2022 vorzubereiten, erreichte sie die
Nachricht von der grausamen Ermordung der jungen 22-jährigen Mahsa Amini im
Iran. Sie wurde umgebracht, weil sich eine Haarsträhne aus ihrem Hidschab
gelöst hatte. “Die Empörung über diesen Mord und die an schließende blutige
Unterdrückung, die bis heute anhält (31/10), hat uns veranlasst, diese Ausgabe
den iranischen Frauen und ihrer mutigen Rebellion zu widmen, im Kampf gegen ein
von religiösem Fanatismus inspiriertes Regime,“ schreibt in ihrer Einleitung
Claudia Angeletti. Die Broschüre trägt den Titel: Frauen unter Beschuss, mutig und rebellisch. Illustriert wird das
Heft von Gemälden von Shamsia Hassani,[1] der ersten
Graffitikünstlerin Afghanistans, im Iran geboren, die in künstlerischer Form
ihre Sehnsucht nach Freizeit zum Ausdruck bringt.
“Gleichzeitig haben wir
festgestellt, dass Frauen und ihre Rechte überall dort angegriffen werden, wo
patriarchalische Machtstrukturen Realität sind und in den Köpfen von Männern
(und sogar einigen Frauen) weiterhin existieren, obwohl vor einigen Jahrzehnten
Grundrechte errungen wurden,“ schreibt Angeletti weiter. Mich beeindruckt, wie
diese italienischen Christinnen sich für die Rechte der Frauen und gegen ihre
Unterdrückung äußern. Sie scheuen nicht, die Dinge beim Namen zu nennen und
Probleme anzusprechen, die oft einfach ignoriert und vertuscht werden. Ich bin
stolz auf meine italienischen Schwestern im Glauben.
Das breite Spektrum der
angesprochenen Missstände zeigt, dass sie keine Angst haben, Frauen dazu
aufzurufen, für ihre Rechte einzustehen. Sie berichten von Frauen, die
rebellisch und mutig sind, und sich weigern, aufzugeben. Sie weisen hin auf
Filme, die couragierte Frauen und ihren Kampf darstellen. Sie belegen ihren Ruf
nach sozialer Gerechtigkeit mit Versen aus der Bibel und führen auch zum Gebet.
Sie geben zu, dass die Kirche auch schuldig geworden ist. “Auch das Christentum
in seiner langen Geschichte, hat Unterdrückung gegen Frauen ausgeübt, aber die
Frauen haben rebelliert, indem sie neue Beziehungen zwischen Männern und Frauen
vorgeschlagen haben und das Verhalten anprangern, welches das Ergebnis
menschlicher Kultur ist, und nicht Gottes Wille. Darum ist es richtig, zu
rebellieren und zu ändern.“[2]
Die kurzen Texte in der Broschüre
sind eine Anregung, über Fragen nachzudenken, die vielleicht auch in
Gesprächskreisen zur Diskussion gestellt werden müssten. Wenn wir
NachfolgerInnen Jesu sein wollen, können wir nicht länger schweigen, wenn
Frauen unter Beschuss geraten. Wir müssen mutig und rebellisch sein!
Illustration von Shamsia Hassaniaus der Broschüre der Fdei
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