Eine Flut von Büchern über Frauen


Von meinem europäischen Standpunkt aus betrachtet, bin ich erstaunt über die Anzahl der kürzlich in englischer Sprache erschienenen Bücher über das biblische Frauenbild und damit verbundene Themen. Es gibt mehr Bücher, als man überblicken kann. Es sind sehr gute Bücher. Jedes einzelne bringt etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas ... Wahres. Viele dieser Bücher haben mir die Augen geöffnet und mir Einsicht gegeben. Einiges half mir, Bibeltexte zu verstehen, die sich zu widersprechen schienen. Da ich Bücher liebe, möchte ich alle diese Bücher lesen, aber langsam wird mir klar, dass nicht einmal die ganze Welt Platz für alle Bücher hätte, die geschrieben werden könnten, wie der Apostel Johannes sagte[1].  Vielleicht ist aber auch alles, was gesagt werden muss, bereits geschrieben worden. Zumindest habe ich die Antworten gefunden, nach denen ich gesucht habe.

Im amerikanischen Christentum scheint sich etwas zu tun. Während Frauen in komplementären Kirchen aufwachen und sich der Ungerechtigkeit der Beschränkungen bewusstwerden, denen sie seit etwa vierzig Jahren unterworfen sind, droht die Leitung der SBC damit, ganze Kirchen auszuschließen, die Frauen als (ordinierte) Pastorinnen einsetzen. Das Thema Frauen im Predigtamt wird außerdem in Podcasts und Interviews diskutiert und löst eine große Welle der Aufgeschlossenheit unter christlichen Frauen aus, die nun erkennen, dass die Diskriminierung der Frau nicht biblisch ist.

Gleichzeitig wird die Kirche, der ich angehöre, von innen heraus auf die Probe gestellt. Frauen können zwar als Pastorinnen dienen, aber nach den Arbeitsrichtlinien sind sie Pastorinnen zweiter Klasse. Aus Angst, die Kirche könnte sich an dieser Frage spalten, hat die oberste Kirchenleitung versucht, regionale Einheiten zu bestrafen, die sich weigern, Frauen und Männer in unterschiedliche Kategorien von Pastoren einzustufen. Derzeit gibt es Bestrebungen, Frauen als Pastorinnen und sogar als Älteste zu verhindern. Diese Bemühungen stehen im Widerspruch zu dem, wie die Kirche in ihren Anfängen Frauen ermächtigt hat. Könnten wir etwa 150 Jahre zurückblicken, wären wir erstaunt, wie prominente männliche Pastoren damals das Recht von Frauen auf Predigt und Dienst verteidigten.

Seit der Großen Erweckung durften Frauen in vielen christlichen Gemeinschaften dem Ruf Gottes folgen und das Evangelium verkünden. Wenn wir uns ansehen, was in den komplementären Kirchen geschehen ist, dann war es nicht Gott, der seine Meinung darüber änderte, wer dienen sollte, sondern es waren Männer in Führungspositionen, die ihren Einfluss nutzten, um die Kirchenpolitik und die Lehren zu ändern.

Zurzeit beobachte ich, dass mächtige Männer sich mit Gefolgsleuten umgeben und versuchen, gleichgesinnte Leiter für die kommenden Jahre zu ernennen, so dass ihre lehrmäßigen Vorstellungen auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt fortbestehen werden.

Wenn all diese guten Bücher über die Rolle der Frau in der Kirche einen befreienden Einfluss auf Frauen in komplementären Kirchen haben, dann hoffe ich, dass sie auch meine Kirche davor bewahren, diese Geschichte zu wiederholen. Sie sollen ein Warnsignal sein und uns die Augen dafür öffnen, was passieren könnte.

 




[1] Johannes 25,21

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