Es war nicht immer so


Ein Blick auf die Entwicklung der Frauenrechte in Deutschland
[1]

 

Im Jahr 2019 feierten wir in Deutschland 70  Jahre Grundgesetz und 100 Jahre Wahlrecht der Frauen. Die rechtliche Gleichstellung von Männern und Frauen in unserer Gesellschaft halten viele heute für selbstverständlich. Doch ein Blick in die Geschichte zeigt, wie mühsam der Prozess der Frauenemanzipation auch in Deutschland war.Auch hier hatten Frauen lange kaum Rechte. Die Schlagwörter der französischen Revolution „Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit“ galten nicht für Frauen, obwohl Frauen sich in den Kampf eingebracht hatten. Sie sollten brav und sittsam zu Hause bleiben. Den Männern war die Öffentlichkeit vorbehalten. Frauen waren keine mündigen Menschen, sondern brauchten Vormundschaft, ausgeübt durch den Vater, den Bruder oder den Ehemann. Diese Einschränkungen galten in erster Linie für das Bürgertum. Die Arbeiterschicht  war auf den Einsatz der Frau durch Erwerbsarbeit für den Unterhalt der Familie angewiesen.

1792 veröffentlichte Gottlieb von Hippel eine Schrift  „Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber", in der er propagierte, dass Frauen und Männer gleich seien. Solche Männer waren aber Ausnahmen. Ein Überblick über die Geschichte der Frauenrechte zeigt, dass Frauen immer kämpfen mussten, um als eigenständige, autonome Menschen agieren zu können. Sie kämpften für ihre Rechte in Ehe und Familie und auf den Gebieten der Bildung, Literatur und Politik. Trotzdem war es für eine Frau schwer, ein eigenständiges Leben zu führen. Meist blieb ihnen nur übrig, bei einem männlichen Verwandten zu leben oder als Gesellschafterin oder Gouvernante eine Stellung zu suchen, wenn sie kein eigenes Vermögen besaßen.

Mit dem Einsetzen der so genannten Befreiungskriege gegen Napoleon wurden in ganz Deutschland zum ersten Mal zahlreiche Frauenvereine gegründet. Ihre Mitglieder arbeiteten in Krankenhäusern, stellten Kleidung für die Soldaten her und beteiligten sich an Sammelaktionen. Das 19. Jahrhundert war in Europa eine unruhige Zeit mit verschiedenen Revolutionen, bei denen liberale Verfassungen gefordert wurden. Vereine wurden gegründet, bei denen bis zu 40 Prozent der Mitglieder Frauen waren. Vor allem die freireligiösen Gemeinden verzeichneten einen Zuwachs an weiblichen Mitgliedern, die sich rege beteiligten und hier eine Möglichkeit sahen, sich politisch zu engagieren. Frauen engagierten sich in (religiösen) Vereinen oder der Reformbewegung zur Kindererziehung, arbeiteten als Autorin, Lehrerin oder Journalistin und setzten sich vehement für die Verbesserung der sozialen und politischen Stellung der Frauen ein. Die so genannte Frauenfrage wurde zu einem wichtigen gesellschaftlichen Thema.

Nach dem Scheitern der 1848-Revolution kamen viele Frauen ins Gefängnis oder flüchteten ins Exil. Die politische Betätigung von Frauen wurde verboten. Die Gründung des ersten Frauenbildungsvereins 1865 trat eine Lawine los. Die Themen reichten von Bildungsforderungen bis zum Kampf um das Frauenwahlrecht.

Die 1850er und 1860er Jahre waren geprägt von einer zunehmenden Lockerung der autoritären Strukturen. Dank Wirtschaftsaufschwung und einer tief greifenden Veränderung der Arbeitswelt setzte sich immer mehr die Idee durch, dass vorsichtige Reformen eine Zusammenarbeit der verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte befördern könnten. Dabei machten auch die Frauen auf sich und ihre Situation aufmerksam. Bei der großen Frauenkonferenz in Leipzig im Oktober 1865 wurde der Allgemeine Deutsche Frauenverein gegründet. Ein Problem war die ansteigende Frauenarmut, die auch zunehmend bürgerliche Kreise traf. Frauen mussten eigenständige Erwerbsmöglichkeiten finden. Deshalb formulierte der Verein in seiner Satzung: "Wir erklären (...) die Arbeit, welche die Grundlage der ganzen neuen Gesellschaft sein soll, als eine Pflicht und Ehre des weiblichen Geschlechts".

Für Jungen gab es öffentliche Schulen, in denen sie auf eine spätere Berufstätigkeit vorbereitet wurden. Für Mädchen der Arbeiterklasse gab es die Volksschule, nach der sie schlecht bezahlte und harte Arbeit aufnehmen mussten. Bürgerliche Mädchen in den wenigen staatlichen und vielen privaten Schulen wurden nicht auf eine Berufstätigkeit vorbereitet, sondern auf eine spätere Ehe. In einer Petition  der Lehrerin Helene Lange und fünf weiterer Frauen an den preußischen Unterrichtsminister wurde eine verbesserte Mädchenbildung und die wissenschaftliche Lehrerinnenausbildung gefordert. Die Petition erreichte nicht viel, und so nahmen die Frauen der bürgerlichen Frauenbewegung die Schulentwicklung selber in die Hand. Sie gründeten sogenannte Realkurse für Frauen, die innerhalb von zwei Jahren zu einer allgemeinen Bildungsgrundlage für praktische Berufe und zur Hochschulreife  für die Schweizer Universität – diese war die einzige deutschsprachige Universität, die damals Frauen aufnahm – führen sollten. Um die Jahrhundertwende wurden dann auch in den deutschen Ländern Frauen an Universitäten zugelassen, und 1908 wurde das Mädchenschulsystem zum ersten Mal staatlich geregelt.

Als der erste Weltkrieg begann, schien die Gelegenheit gekommen, an der Heimatfront zu zeigen, wozu Frauen im Verteidigungsfall fähig waren. Überall im Deutschen Reich entstanden Regionalgruppen des Nationalen Frauendienstes, die vor Ort mit der Kommunalverwaltung und dem Roten Kreuz zusammenarbeiteten. Ein zügiges Handeln war vor allem deshalb möglich, weil sich Frauen engagierten, die schon lange vor dem Krieg durch die Frauenbewegung geschult worden waren und sich zuvor schon in Theorie und Praxis mit sozialpolitischen Fragen beschäftigt hatten. Das Aufgabengebiet berührte alle Bereiche der Wohlfahrtspflege sowie der Fürsorge. Insbesondere galt es, diejenigen Frauen und Familien zu unterstützen, die plötzlich kein Einkommen mehr besaßen, da der Mann entweder an der Front, gefallen oder invalid war. Frauen engagierten sich in der Wohnungs-, Kranken- und Kinderfürsorge, halfen Schwangeren und Wöchnerinnen, bauten Volksküchen auf und gaben Anleitungen zum sparsamen Hauswirtschaften, kümmerten sich um Kleidung, errichteten Arbeitsstätten und organisierten Heimarbeit.

Die Weimarer Republik brachte das langersehnte Wahlrecht für Frauen. Mit dem Reichswahlgesetz vom November 1918 erhielten alle Bürgerinnen und Bürger ab 21 Jahren das aktive und passive Wahlrecht. Damit konnten Frauen am 19. Januar 1919 zum ersten Mal in Deutschland reichsweit wählen und gewählt werden. 90 Prozent der Frauen machten von ihrem ersten Stimmrecht Gebrauch, und 37 weibliche Abgeordnete zogen in die Weimarer Nationalversammlung ein.

Das Familienrecht setzte den Frauen im Alltag allerdings noch viele Grenzen. Beim Ehemann lag das alleinige Entscheidungsrecht in allen Eheangelegenheiten; er bestimmte darüber, ob seine Frau einem Beruf nachgehen durfte, und verwaltete ihr Vermögen. Die Zahl weiblicher Angestellter stieg deutlich an, von einer halben Million 1907 auf fast anderthalb Millionen 1925. Fast ein Drittel aller verheirateten Frauen ging einer Erwerbstätigkeit nach, darunter allerdings überproportional viele Arbeiterfrauen und einige wenige hochqualifizierte Akademikerinnen. Die nicht berufstätige Ehefrau und Mutter blieb auch in der Weimarer Republik weiterhin das verbreitete gesellschaftliche Ideal. Zwischen 1920 und 1932 wurden mehr als 100 weibliche Reichstagsabgeordnete gewählt. Sie setzten sich auch stark für die Belange der Frauen ein, die Themen wurden aber von ihren männlichen Kollegen oft als "Weiberkram" abgetan. Bei wirklich wichtigen politischen Fragen behielten die Männer nach wie vor die Oberhand.

Im Nationalsozialismus begeisterte sich keiner mehr für eine emanzipierte und arbeitende Frau. Frauen sollten möglichst viele Kinder gebären und sich dem Mann unterordnen.  Der Mann hatte die Rolle des Ernährers und Beschützers. Frauen wurden nach dem Machtantritt der NSDAP aus ihren Berufen gedrängt und bekamen das passive Wahlrecht abgesprochen. Allerdings wurde auch bald deutlich, dass die Männer, die als Soldaten in den Krieg eingezogen wurden, zuhause fehlten. Dann begannen die Nationalsozialisten Frauen wieder für die Arbeit anzuwerben, später sogar zu verpflichten.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Frauen wegen Männermangels hart anpacken. Es waren hauptsächlich die Trümmerfrauen, die die Kriegsverwüstungen beseitigten. Frauen erhoben den Anspruch, am Aufbauprozess beteiligt zu werden. Noch vor der Wiedergründung der Parteien entstanden die sogenannten Frauenausschüsse, die die Gleichberechtigung als selbstverständliches Menschenrecht ansahen.

Besonders wichtig für die weitere Entwicklung wurde der Kampf der Kasseler Juristin Elisabeth Selbert um Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes. Zusammen mit den Frauenverbänden erreichte Selbert die Verankerung des Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz. Die Aufnahme des Satzes „Männer und Frauen sind gleichberechtigt" 1949 im Grundgesetz stellte den größten frauenrechtlichen Meilenstein der Nachkriegszeit dar. Das Bürgerliche Gesetzbuch musste dem Gleichberechtigungsprinzip angepasst werden, was allerdings noch lange dauern sollte.

Mit dem sogenannten Wirtschaftswunder trat wieder ein Rollenwechsel ein. Die Ehefrau konnte es sich „leisten", zu Hause zu bleiben, um sich um Kinder, Küche und Ehegatten zu kümmern. Die Frau erhielt bis 1962 kein Bankkonto ohne Zustimmung ihres Ehemannes. Noch bis 1977 waren Frauen gesetzlich „zur Führung des Haushaltes" verpflichtet; der Ehemann konnte darüber bestimmen, ob seine Angetraute arbeiten gehen durfte. Die rechtliche Verankerung der Gleichberechtigung und die praktische Umsetzung klafften in dieser Zeit weit auseinander.

Anders entwickelte sich die Rollenverteilung in der DDR. Das Hauptziel der Politik in Ostdeutschland war es, die Frau in den Arbeitsprozess zu integrieren. Dies hatte nicht nur ideologische Gründe, sondern entsprang auch einer ökonomischen Notwendigkeit. So lag der Anteil der arbeitenden Frauen Ende der 1980er Jahre bei 78,1 Prozent - damit gehörte die DDR, was die weibliche Erwerbstätigkeit anging, zu den Spitzenreitern weltweit. Allerdings waren die Frauen in der Politik und im Staatswesen unterrepräsentiert.

Heute werden in Deutschland Ministerämter und politische Positionen wie selbstverständlich von Frauen besetzt, obwohl die Parität noch lange nicht erreicht ist. Trotzdem schränken sich viele Mütter in ihren beruflichen Ambitionen zugunsten der Kinder ein, und Frauen verdienen in vergleichbaren Berufen weniger als Männer. Und die Führungspositionen in großen Konzernen sind noch immer fast ausschließlich mit Männern besetzt.

 Mit einer Feierstunde hat der Bundestag 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland gewürdigt.[2] Der erste Redner war mit Wolfgang Schäuble ein Mann. „Wir feiern heute etwas Selbstverständliches: Dass Frauen Staatsbürgerinnen sind", sagte der Bundestagspräsident. Sie hätten sich das Wahlrecht erstritten und erkämpft, weitgehend ohne Verbündete.

"Es war erkämpft, nichts fällt uns in den Schoß", betonte Schäubles Amtsvorgängerin und frühere Frauenministerin Rita Süssmuth in ihrer Rede zum Frauenwahlrecht. Männlichen Zweiflern hätten die Frauen in den vergangenen 100 Jahren gezeigt: "Wir können das schon. Wenn ihr das auch wolltet, können wir auch noch mehr." 

Süssmuth schlug den Bogen von der Einführung des Frauenwahlrechts zur heutigen Situation in Europa: "Was 1919 geschehen ist, ist für mich immer noch ein kleines Wunder", sagte sie und verwies darauf, dass sich Frauen unterschiedlicher politischer und gesellschaftlicher Gruppen zusammengetan hätten. Heute sei ein ähnlicher Zusammenhalt in Europa nötig, sagte sie. "Es ist entscheidend, dass wir uns verbünden – nicht nur als Frauen und Männer, sondern über unsere lokalen Grenzen hinaus."

Die frühere Ministerin wies auch auf Probleme wie Gewalt gegen Frauen und fehlende Lohngerechtigkeit hin: "Wir sind zwar in der Gegenwart angekommen, aber noch nicht in einer zufriedenstellenden Gegenwart."

Christine Bergmann, wie Süssmuth frühere Ministerin für Familie und Frauen, würdigte Frauen, die sich für die Gleichberechtigung in Deutschland eingesetzt hatten. In der DDR sei es auch eher akzeptiert gewesen, dass Frauen berufstätig waren – ein Vorsprung in Sachen Gleichberechtigung, so Bergmann. Die Doppelbelastung aus Haushalt und Beruf habe aber in beiden Teilen Deutschlands zum Alltag von Frauen gehört.

Aus der Sicht einer heutigen Frau in der westlichen Welt ist es fast unvorstellbar, mit welchen Einschränkungen Frauen in der Vergangenheit leben mussten. Wie dankbar müssen wir den Frauen sein, die sich nicht mit dem Status Quo zufriedengaben und gegen Ungerechtigkeit kämpften! Allerdings gibt es immer noch Frauen, die von alten Rollenklischees so sehr geprägt sind, dass sie die Freiheit, die durch Gleichberechtigung geschaffen wurde, nicht ausreichend verstehen oder würdigen. Andere wiederum sind mit dem Erreichten zufrieden.

In wie vielen Ländern können Frauen nicht selbst über ihr Leben entscheiden! Sie leben unter der Vormundschaft der männlichen Verwandten. Weibliche Föten werden abgetrieben und neugeborene Mädchen  ausgesetzt. Die Liste der Verbrechen gegen Mädchen und Frauen ist lang und erschütternd.

Und doch geht der Kampf weiter. UN Women[3] kämpft für die Gleichstellung und den Schutz von Frauen vor Gewalt und Missbrauch. Die #heforshe-Bewegung[4], bei der Männer sich für Frauenrechte einbringen, ist ein Weckruf. Viele andere Organisationen bringen sich ein, um die globale Lage der Frauen zu verbessern.

Bei der Freikirche der STA wurde 2009 in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation ADRA die enditnow-Initiative gegründet, die mit Aktionen dazu aufruft, Gewalt und Missbrauch gegen Frauen jetzt zu beenden. Die Abteilung Frauen[5] bemüht sich auch, Frauen zu bevollmächtigen, indem sie mit ihren sechs Kernbotschaften Missstände, unter denen Frauen leiden, ansprechen: Gefährdung der Gesundheit, Armut, mangelnde Möglichkeiten der Ausbildung und beratender Begleitung, Gewalt und Missbrauch, Analphabetentum und fehlende Gleichberechtigung.[6]

Es ist ihr Ziel, Frauen zu bereichern, zu befähigen und anderen Frauen durch Begegnung zu helfen. Es gibt noch viel zu tun.




 

Foto: Von 1rhb - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72444955

Der Blogbeitrag stammt aus meinem Buch: "Mit am Tisch" - Frauen in der Freikirche der Siebenten-Tags Adventisten, erhältlich über amazon.com


A look into the past

 

The development of women's rights in Germany

 

In 2019, we celebrated 70 years of the German Constitution and 100 years of women's suffrage. Many people today take the legal equality of men and women in our society for granted. But a glance at history shows how arduous the process of women's emancipation was in Germany, where women had hardly any rights for a long time. The slogans of the French Revolution "freedom - equality - brotherhood" did not apply to women, although women had been involved in the struggle. They were supposed to stay at home, and be well-behaved. Public life was reserved for men. Women were not considered tob e mature people, but needed guardianship, exercised by the father, the brother or the husband. These restrictions applied primarily to the bourgeoisie. The working class was dependent on the woman's commitment to support the family through gainful employment.

In 1792, Gottlieb von Hippel published a paper "On the bourgeois improvement of women" in which he propagated that women and men were equal. Such men were exceptions, however. An overview of the history of women's rights shows that women always had to fight to be able to act as independent, autonomous beings. They fought for their rights in marriage and family and in the fields of education, literature and politics. Nevertheless, it was difficult for a woman to lead an independent life. Usually they had no choice but to live with a male relative or look for a position as a companion or governess if they did not have their own private means.

With the beginning of the so-called wars of liberation against Napoleon, numerous women's associations were founded for the first time throughout Germany. Their members worked in hospitals, produced clothing for the soldiers and participated in fundraising campaigns. The 19th century was a turbulent time in Europe with various revolutions calling for liberal constitutions. Associations were founded in which up to 40 percent of the members were women. Especially the free religious communities recorded an increase in female members, who actively participated and saw an opportunity to become politically active. Women became involved in (religious) associations or the reform movement for child rearing, worked as authors, teachers or journalists, and worked vehemently to improve the social and political position of women. The so-called women's question became an important social issue.

After the failure of the 1848 revolution, many women went to prison or fled into exile. The political activity of women was prohibited. The founding of the first women's education association in 1865 triggered an avalanche. The topics ranged from demands for education to the struggle for women's suffrage.

The 1850s and 1860s were characterized by an increasing loosening of authoritarian structures. Thanks to an economic upswing and a profound change in the world of work, the idea that cautious reforms could promote cooperation between the various social forces became more and more prevalent. In the process, women also drew attention to themselves and their situation. At the great women's conference in Leipzig in October 1865, the General German Women's Association was founded. One problem was the rising poverty among women, which increasingly affected middle-class circles as well. Women had to find independent employment opportunities. For this reason, the association formulated the following in its statutes: "We declare (...) work, which is to be the basis of the whole new society, to be a duty and honor of the female sex".

There were public schools for boys, where they were prepared for a later professional life. For working class girls, there was elementary school, after which they had to go to poorly paid, hard work. Bourgeois girls in the few state schools and many private schools were not prepared for a professional life, but for a later marriage. A petition to the Prussian Minister of Education by the teacher Helene Lange and five other women called for improved education for girls and scientific teacher training. The petition did not achieve much, and so the women of the bourgeois women's movement took the development of schools into their own hands. They founded so-called general courses for women, which within two years were to lead to a general educational basis for practical occupations and to the university entrance qualification for the Swiss university, which was the only German-language university at that time to admit women. Around the turn of the century, women were also admitted to universities in the German states, and in 1908 the girls' school system was regulated by the state for the first time.

When the First World War began, the opportunity seemed to come to show on the home front what women were capable of in defense activities. Throughout the German Reich, regional groups of the National Women's Service were formed, which worked together with the local government and the Red Cross. Rapid action was possible above all because of the commitment of women who had been trained by the women's movement long before the war and who had already dealt with sociopolitical issues in theory and practice. The scope of duties touched on all areas of welfare work. In particular, it was necessary to support those women and families who suddenly had no income because the hussband was either at the front, fallen or disabled. Women were involved in housing, health care and child welfare, helped pregnant women and women who had just given birth, built public kitchens and gave instructions on how to economize in housekeeping, took care of clothing, set up workplaces and organized home work.

The Weimar Republic brought the long-awaited right to vote for women. With the Reich Electoral Act of November 1918, all citizens over the age of 21 were granted the right to vote and stand for election. Thus, on January 19, 1919, women could vote and be elected throughout the Reich for the first time in Germany. Ninety percent of the women made use of their right to vote, and 37 female members of parliament moved into the Weimar National Assembly.

Family law, however, still set many limits for women in everyday life. The husband had the sole right of decision in all marital matters; he determined whether his wife was allowed to pursue a profession and managed her assets. The number of female employees rose rapidly, from half a million in 1907 to almost one and a half million in 1925. Almost a third of all married women were in gainful employment, though a disproportionate number of them were blue-collar workers and a few highly qualified academics. The non-working wife and mother remained the general social ideal during the Weimar Republic. Between 1920 and 1932, more than 100 female members of the Reichstag were elected. They were also strongly committed to the interests of women, but the issues were often dismissed by their male colleagues as "women's stuff. On really important political issues, the men still retained the upper hand.

Under National Socialism, leadership was no longer enthusiastic about an emancipated and working woman. Women should bear as many children as possible and be subordinate to men.  The husband had the role of breadwinner and protector. After the NSDAP came to power, women were forced out of their professions and were denied the right to stand for election. However, it soon became clear that the men who had been drafted into the war as soldiers were missing from home. Then the National Socialists began to recruit women for work again, and later they even began to enlist them.

Immediately after the Second World War, women had to work hard due to a lack of men. It was mainly  women who removed the devastation oft he war, carting away the rubble. Women demanded to be involved in the reconstruction process. Even before the parties were again founded, the so-called women's committees were formed, which regarded equality as a self-evident human right.

The struggle of the lawyer Elisabeth Selbert for Article 3, paragraph 2 of the Constitution became particularly important for further development. Together with the women's associations, Selbert achieved the anchoring of the principle of equality in the Constitution. The inclusion of the sentence "Men and women have equal rights" in the Constitution in 1949 represented the greatest milestone in women's rights in the postwar period. The Civil Code had to be adapted to the principle of equality, but would take a long time.

With the so-called economic miracle, a change in roles took place again. The wife could again "afford" to stay at home to look after the children, cooking and spouse. Until 1962, the wife was not given a bank account without her husband's consent. Until 1977, women were still legally obligated "to run the household"; the husband could decide whether his spouse was allowed to go to work. During this time, there was a wide gap between the legal anchoring of equal rights and their practical implementation.

The distribution of roles developed differently in the German Democratic Republic. The main goal of politics in East Germany was to integrate women into the work process. This had not only ideological reasons, but also arose out of economic necessity. At the end of the 1980s, for example, the proportion of working women was 78.1 percent, making the GDR one of the world leaders in terms of female employment. However, women were underrepresented in politics and the state.

Today, ministerial and political positions in Germany are filled by women as a matter of course, although parity is far from being achieved. Nevertheless, many mothers limit their professional ambitions in favor of their children, and women earn less than men in comparable professions. Management positions in large corporations are still filled almost exclusively by men.

 With a ceremony, the Bundestag honored 100 years of women's suffrage in Germany.  The first speaker was a man, Wolfgang Schäuble. "Today we are celebrating something that goes without saying: That women are citizens," said the President of the Bundestag. They had fought and won the right to vote, largely without allies.

"It was fought for, nothing fell into our laps," emphasized Schäuble's predecessor and former Minister for Women's Affairs, Rita Süssmuth, in her speech on women's suffrage. In the past 100 years women have shown male doubters that "we can do it. If you wanted to, we can do even more.“ 

Süssmuth drew the line from the introduction of women's suffrage to the situation in Europe today: "What happened in 1919 is still a small miracle for me," she said, pointing out that women from different political and social groups had joined forces. Today a similar cohesion is needed in Europe, she said: "It is crucial that we unite - not only as women and men, but beyond our local borders.“

The former minister also pointed to problems such as violence against women and lack of wage justice: "We may have arrived in the present, but we are not yet in a satisfactory present.“

Christine Bergmann, like Süssmuth, former Minister for Family and Women, paid tribute to women who had worked for equal rights in Germany. „In the GDR, it was also more accepted that women were working - a head start in terms of equality“, said Bergmann. „However, the double burden of household and job was part of the everyday life of women in both parts of Germany.“

From the perspective of a woman in the western world today, it is almost unimaginable what restrictions women had to live with in the past. How grateful we must be to the women who were not satisfied with the status quo and fought against injustice! However, there are still women who are shaped by old role models to such an extent that they do not sufficiently understand or appreciate the freedom created by equality. Others are satisfied with what has been achieved.

In how many countries can women still not decide about their own lives! They live under the guardianship of their male relatives. Female fetuses are aborted and newborn girls are abandoned. The list of crimes against girls and women is long and shocking.

And yet the struggle continues. UN Women fights for equality and the protection of women from violence and abuse. The #heforshe movement, in which men stand up for women's rights, is a wake-up call. Many other organizations are getting involved to improve the global situation of women.

In the Seventh-Day Adventist church, the enditnow initiative was founded in 2009, in cooperation with the relief and aid organization ADRA, which calls for actions to end violence and abuse against women now. The Women's Ministries Department also strives to empower women by addressing grievances from which women suffer with its six core messages: Threats to health, poverty, lack of training and leadership opportunities, violence and abuse, illiteracy and lack of equal rights.

It is their goal to enrich and empower women and to help other women through outreach and sharing. There is still much to be done.

 

 



[1] Quelle: 100 Jahre Frauenpolitischer Aufbruch, Herausgeberinnen:

Bettina Bab, Marianne Pitzen;

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[2] Quelle: Katrin Scheib, Zeit online, 17.01.2019

[3] Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen. Die Gründung hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 2. Juli 2010 einstimmig beschlossen.

[4] HeForShe ist eine gemeinnützige Solidaritätskampagne von UN Women, eine  gemeinnützige Tochterorganisation der Vereinten Nationen, die sich weltweit für Frauenrechte sowie die Gleichstellung von Männern und Frauen engagiert.

[5] Women’s Ministries

[6] Ein Herz berühren…die Welt erreichen herausgegeben von der Abteilung Frauen der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz

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