Ein verheißenes Land

 

Drei Worte, die so viel vermitteln: Ein.verheißenes.Land. So viele Bilder tauchen in meinem Kopf auf. So viele Emotionen. So viele Menschen. So viel Hoffnung. Überfluss. Ein Land in dem Milch und Honig nur so fließt. ‚Ein verheißenes Land‘ ist der Titel des ersten Bandes der Memoiren von Barack Obama, der diese Woche erschienen ist, und ich bin beim Lesen des Buches noch nicht sehr weit gekommen. Aber allein der Titel beschreibt, was Amerika für so viele Menschen bedeutete, die ihr altes Leben verließen, um einen Neuanfang in der neuen Welt zu machen. Sie flohen vor dem Hunger und der Verfolgung ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Die Schiffe spuckten aus ihren Bäuchen Menschen aus, die nichts zu verlieren hatten. Ellis Island war für Millionen von Einwanderern, die auf eine bessere Zukunft hofften, das Tor zu einem neuen Leben. Sie wurden von einem Blick auf die Freiheitsstatue auf Liberty Island begrüßt, die ihnen Freiheit und Hoffnung versprach. Mehr als 12 Millionen Einwanderer wurden bei ihrer Ankunft an dieser Station untersucht. Dieser Prozess konnte Stunden oder sogar Tage dauern. Täglich konnten etwa 5.000 Personen registriert werden, aber etwa 2 % wurde die Einreise verweigert, was ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben zunichtemachte. Viele Einwanderer landeten im Elend und in Armut in den Mietskasernen der Städte. Andere zogen gen Westen, und drangen in unbekanntes Gebiet vor, um ihr neues Leben aufzubauen.

Nicht alle Amerikaner sind freiwillig gekommen, und es hat Hunderte von Jahren gedauert, bis sie mit einem gewissen Anschein von Respekt und Anstand behandelt wurden. Die hohen Ideale von Freiheit und Gleichheit sind gut. Aber funktionieren sie im wirklichen Leben? Sind die Vereinigten Staaten wirklich ein gelobtes Land? Obama drückt es so aus: "Die Welt schaut auf Amerika - die einzige Großmacht in der Geschichte, die aus Menschen aus allen Ecken des Planeten besteht, die jede Rasse und jeden Glauben und jede kulturelle Praxis umfasst -, um zu sehen, ob unser Experiment der Demokratie funktionieren kann. Um zu sehen, ob wir das tun können, was keine andere Nation je getan hat. Um zu sehen, ob wir tatsächlich der Bedeutung unseres Glaubensbekenntnisses gerecht werden können". Wir warten immer noch auf die Antwort. Die Wirklichkeit und die Ideologie passen nicht zusammen. Im Augenblick ist die Nation gespalten, und es wird eine schwierige und gewaltige Aufgabe sein, Amerika zu vereinen und zu heilen. Und doch ist es immer noch ein gelobtes Land für so viele, für die es die einzige Chance im Leben ist, ein lebenswertes Leben aufzubauen. Es gibt immer noch Hoffnung.

Der Begriff ‚Verheißenes Land‘ stammt aus der Bibel, wo die Geschichte von Abraham erzählt wird, der seine alte Heimat verließ, als er von Gott gerufen wurde, um an einen neuen Ort zu gehen, auch wenn er nicht wusste, wohin er gehen würde. "Durch den Glauben gehorchte Abraham, als Gott ihn aufforderte, seine Heimat zu verlassen und in ein anderes Land zu ziehen, das Gott ihm als Erbe geben würde. Er ging, ohne zu wissen, wohin ihn sein Weg führen würde." (Hebräer 11,9 NLB). Gott hatte ihm das Land als Erbe für seine Nachkommen versprochen, aber Abraham sah dafür keine Anzeichen.  Stattdessen hoffte und wartete er "auf eine Stadt mit festem Fundament… deren Bauherr und Schöpfer Gott selbst ist." (Vers 10). Obwohl Abraham in den Bergen von Judäa als Fremder lebte, war er mit den Menschen, unter denen er lebte, verbunden. Er wurde für seinen Glauben respektiert und war bereit, sich einzubringen.

Bei all den negativen Nachrichten, mit denen wir bombardiert werden, brauchen wir auch die Hoffnung Abrahams. Es bedeutet nicht, nur in einer zukünftigen Realität zu leben und die Herausforderungen von heute zu ignorieren. Kürzlich hörte ich jemanden sagen: "Wir sollten mit dem Kopf im Himmel und mit den Füßen fest auf dem Boden leben". Die Perspektive der Hoffnung wird uns die Kraft geben, ein Leben im Dienst zu führen und uns in unserer Umgebung zu engagieren.

Für mich ist das verheißene Land nicht nur das Land, das Gott den Nachkommen Abrahams versprochen hat, oder das Land der Freien in der neuen Welt. Es ist auch das, was Jesus allen verheißen hat, die an ihn glauben und auf sein Kommen hoffen:  "Habt keine Angst. Ihr vertraut auf Gott, nun vertraut auch auf mich!  Es gibt viele Wohnungen im Haus meines Vaters, und ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten. Wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch dann so gesagt?  Wenn dann alles bereit ist, werde ich kommen und euch holen, damit ihr immer bei mir seid, dort, wo ich bin." (Joh 14,1-3 NLB). Dies ist eine Botschaft der wahren Hoffnung. Ohne Hoffnung wären wir arm dran. Auch wir brauchen die Hoffnung auf ein verheißenes Land, in dem es kein Leid und keine Tränen mehr gibt, keine Krankheit und keinen Tod. 

 

 


                                                                                 Photo: H.Ottschofski


A Promised Land

 

Three words that convey so much: A.promised.Land. So many images emerge in my mind. So many emotions. So many people. So much hope. Abundance. A land flowing with milk and honey. ‚A Promised Land‘ is the title of the first volume of Barack Obamas  memoirs that was published this week and I have not yet got very far in reading the book. But the title alone portrays what America meant for so many people who left their old lives to make a fresh start in the new world. They fled hunger and oppression into a land of unlimited possibilities.

The ships spat people out of their bellies who had nothing to lose. Ellis Island was the gateway to a new life for millions of immigrants hoping for a better future. They would be welcomed by a view of the statue of liberty on Liberty island, promising them freedom and hope. More than 12 million immigrants were examined upon their arrival at this station. This process could take hours or even days. About 5,000 people could be registered each day but around 2% were denied entry, shattering their hopes for a better life. Many immigrants landed in squalor and poverty in city tenements. Others responded to the challenge of the frontier and pushed forward into unchartered territory to build their new lives.

Not all Americans have come voluntarily and it has taken hundreds of years for them to be treated with some semblance of respect and decency. The high ideals of freedom and equality are good. But do they work in real life? Are the United States really a promised land? As Obama expresses it, „The world watches America – the only great power in history made up of people from every corner of the planet, comprising every race and faith and cultural practice – to see if our experiment of democracy can work. To see if we can do what no other nation has ever done. To see if we can actually live up to  the meaning of our creed.“ We are still waiting for the answer.  Reality and ideology do not match. Right now the nation is divided and it will be a difficult and daunting task to unite and heal America. And yet, it is still a promised land for so many for whom it is their only chance in life to build a life worth living. There is still hope.

The term Promised Land is taken from the Bible, where the story of Abraham is told, who left his old home when called by God to go to a new place, even if he did not know where he was going. „By faith he made his home in the promised land like a stranger in a foreign country“ (Hebrews 11:9 NIV). God had promised him the land as an inheritance for his descendants, but Abraham did not see that happening. Instead he hoped and looked forward „to the city with foundations, whose architect and builder is God“ (Verse 10). Abraham, although he lived as a stranger in the mountains of Judea, was involved with the people among whom he resided. He was respected for his faith and willing to help.

With all the negative news we are bombarded with, we also need the hope of Abraham. It doesn’t mean living only in a future reality, ignoring the challenges of today. I recently heard somebody say, „We should live with our heads in heaven and our feet firmly on the ground“. The perspective of hope will give us the strength to live a life of service, being involved in our communities.

For me the Promised Land is not only the land God promised to Abraham’s descendants or the land of the free in the new world. It is also what Jesus promised all who believe in him and hope for his coming:  “Do not let your hearts be troubled. You believe in God; believe also in me. My Father’s house has many rooms; if that were not so, would I have told you that I am going there to prepare a place for you?  And if I go and prepare a place for you, I will come back and take you to be with me that you also may be where I am“ (John 14:1-3 NIV). This is a message of true hope. Without hope we are lost. We too need the hope of a promised land where there is no more suffering and tears, sickness and death. 

 

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