Wie ich Feminismus sehe (2) Geschichte des Feminismus

  

            Oft wissen Leute nicht wirklich, was Feminismus ist und denken einfach, es sei etwas Schlechtes - etwas, worüber ein anständiger Mensch nicht einmal sprechen sollte. Wenn man sie fragt, “Sind Sie für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen?” sagen sie oft: "Ja, natürlich." Aber sie wollen mit dem Begriff Feminismus nichts zu tun haben. Das Wort zaubert bei ihnen Bilder hervorf von aggressiven, demonstrierenden Frauen, die ihnen Angst einjagen. Ich möchte aufzeigen, worum es beim Feminismus wirklich geht. Werfen wir also zunächst einen Blick darauf, was wir über die Geschichte des Feminismus herausfinden können.

            Geschichte des Feminismus

            Feminismus setzt sich ein für Gleichberechtigung, Menschenwürde und Selbstbestimmung aller Menschen und wendet sich gegen Sexismus. Niemand kann leugnen, dass die Gesellschaften die männliche Sichtweise bevorzugen und dass Frauen lange Zeit ungerecht behandelt wurden. Feminismus will die gleichen Chancen für Frauen wie für Männer. Feministische Kampagnen haben die gesellschaftlichen Verhältnisse vor allem in der westlichen Welt verbessert. Die Geschichte der modernen westlichen feministischen Bewegung wird in vier sogenannte "Wellen" unterteilt.

            Feminismus der ersten Welle

            Der Feminismus der ersten Welle war eine Zeit von Aktivitäten während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die sich für das Wahlrecht vor Frauen einsetzte. In Großbritannien und den USA konzentrierte er sich auch auf die Förderung gleicher Vertrags-, Ehe-, Erziehungs- und Eigentumsrechte für Frauen.

            In den USA setzten sich namhafte Frauen für die Abschaffung der Sklaverei ein, bevor sie sich für das Frauenwahlrecht engagierten. Diese Frauen wurden von der Theologie der Quäker inspiriert, die aussagt, dass Männer und Frauen vor Gott gleich sind.

            Die Kriege (sowohl der Erste als auch der Zweite Weltkrieg) brachte die vorläufige Emanzipation einiger Frauen mit sich, aber die Nachkriegszeit bedeutete die Rückkehr zu konservativen Rollen.

            Feminismus der zweiten Welle

        Die zweite Welle, die Bewegung für Frauenemanzipation, begann in den 1960er Jahren und setzte sich für die rechtliche und soziale Gleichstellung der Frau ein. In Ländern wie der Schweiz (1971) und Liechtenstein (1984) ging es zu der Zeit noch um das Wahlrecht.

            Feministinnen setzten sich weiterhin für die Reform der Familiengesetze ein, die den Ehemännern die Kontrolle über ihre Ehefrauen gaben. In vielen europäischen Ländern hatten verheiratete Frauen immer noch sehr wenige Rechte und brauchten die Erlaubnis ihres Mannes, um zu arbeiten. (In Frankreich abgeschafft 1965).

            Feminismus der dritten Welle

Der Feminismus der dritten Welle, der in den 1990er Jahren begann, war eine Reaktion auf sexuelle Belästigung. Die Nominierungsanhörung von Brett Kavanaugh für den Obersten Gerichtshof der USA, in der Christine Blasey Ford über ihre Beschuldigung seiner sexuellen Übergriffe aussagte, erinnerte an die Behandlung von Anita Hills Aussage über sexuelle Belästigung in den Clarence Thomas Anhörungen 1991.

Der Begriff "Dritte Welle" wird Rebecca Walker zugeschrieben, die auf die Ernennung von Thomas zum Obersten Gerichtshof mit einem Artikel im Ms. Magazin reagierte, "Becoming the Third Wave" (1992). Sie schrieb:

"Deshalb schreibe ich dies als einen Appell an alle Frauen, besonders an die Frauen meiner Generation: Lasst die Bestätigung von Thomas dazu dienen, euch daran zu erinnern, so wie es mich daran erinnert hat, dass der Kampf noch lange nicht vorbei ist. Lasst diese Ablehnung der Erfahrung einer Frau euch zu Wut bewegen. Verwandeln Sie diese Empörung in politische Macht. Stimmen Sie nicht für sie, es sei denn, sie arbeiten für uns. Haben Sie keinen Sex mit ihnen, brechen Sie nicht das Brot mit ihnen, ernähren Sie sie nicht, wenn sie nicht unsere Freiheit, über unseren Körper und unser Leben zu bestimmen, zur Priorität machen. Ich bin keine postfeministische Feministin. Ich bin die Dritte Welle."

Seit den 1980er Jahren argumentieren die Standpunkt-Feministinnen, dass die feministische Bewegung globale Probleme (wie Vergewaltigung, Inzest und Prostitution) und kulturspezifische Probleme (wie weibliche Genitalverstümmelung) sowie die gläserne Decke, die den Aufstieg von Frauen behindert, ansprechen sollte.

Feminismus der vierten Welle

Die vierte Welle, ab etwa 2012, nutzte die sozialen Medien, um sexuelle Belästigung, Gewalt gegen Frauen und die Vergewaltigungskultur zu bekämpfen; sie ist vor allem durch die #metoo-Bewegung bekannt. Skandale um die Belästigung, den Missbrauch und die Ermordung von Frauen und Mädchen haben der Bewegung Auftrieb gegeben.

Postfeminismus

Postfeministinnen glauben, dass Frauen die Ziele der zweiten Welle erreicht haben, während sie den Zielen der dritten und vierten Welle kritisch gegenüberstehen. Einige sagen, dass der Feminismus für die heutige Gesellschaft nicht mehr relevant sei, da "die Gleichberechtigung der Geschlechter (bereits) erreicht wurde".

            Ja, es ist viel erreicht worden, und wir im 21. Jahrhundert sind all den Frauen, die für die Rechte der Frauen gekämpft haben, zutiefst dankbar. Und doch gibt es noch viel zu tun, bevor wir eine wirklich egalitäre Welt haben. Hätten sich unsere Großmütter mit den Brosamen zufrieden gegeben, die ihnen angeboten wurden, wären wir nicht da, wo wir jetzt sind. Man hat uns ein Stück vom Kuchen gegeben, und manche sind damit zufrieden. Viele andere Frauen sagen: "Wir wollen die Hälfte des Kuchens." Erst vor kurzem hörte ich jemanden sagen: "Wir wollen nicht die Hälfte des Kuchens, wir wollen die ganze Bäckerei." Ich verstehe das so, dass Frauen an der Produktion des Kuchens der Menschenrechte beteiligt sein sollten, nicht nur Empfängerinnen von dem, was Männer produzieren und zusammenrühren, um es den anzubieten. Wir brauchen ein völlig neues Konzept, wie Männer und Frauen zusammen leben und arbeiten, vereint in dem Bemühen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

 


Photo:  Pexels auf Pixabay

 

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