Die Unbeugsamen: Dokumentarfilm über Frauen in der Politik

 

Gestern habe ich einen Film über Frauen in der Politik in der Anfangszeit der Bundesrepublik Deutschland gesehen. In der Nachkriegszeit war die Politik komplett in Männerhand. Der Film zeigte Herbert von Karajan, der ein rein männliches philharmonisches Orchester dirigierte, unterbrochen von Schwarz-Weiß-Fotos, die Gruppen von rein männlichen Politikern zeigten. Diese Eindrücke haben sich eingeprägt und werden nicht so schnell vergessen werden. Einige Frauen waren jedoch davon überzeugt, dass die Demokratie mehr als die Hälfte der Bevölkerung repräsentieren muss. Die 28 weiblichen Abgeordneten im ersten Bundestag (1949-1953) machten 6,8 % der gesetzgebenden Körperschaft aus. Erst 1987 wurde der Anteil mit 15,4 % zweistellig.

Der Dokumentarfilm verwendet Originalfilmmaterial und rückblickende Kommentare der damals mitwirkenden Politikerinnen selbst, um zu zeigen, wie es war, in der von Männern dominierten Kultur der damaligen Zeit Parlamentarierin zu sein. Ein Ausschnitt aus dieser Zeit zeigt ein Ehepaar beim Abendessen mit dem Kommentar: "Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen." Das war der Bereich, in dem man von Frauen erwartete, dass sie sich auszeichnen.

1961 war es jedoch an der Zeit, eine Frau als Familienministerin in die Regierung aufzunehmen. Elisabeth Schwarzhaupt, diese erste Ministerin, verstand es, sich durchzusetzen, ohne ihre männlichen Kollegen vor den Kopf zu stoßen. Die Frauen im Parlament waren oft rhetorisch besser, sprachen fließend Fremdsprachen und arbeiteten härter als die Männer.

Das Hauptthema des Films ist, wie Frauen in einer sexistischen Welt überlebten. Lange vor der #metoo-Diskussion haben Frauen im Bundestag Sexismus angeprangert. Waltraud Scholle sagte in einer Rede: "Wir fordern Sie auf, den alltäglichen Sexismus hier im Parlament einzustellen. Es folgten Spott und Gelächter der männlichen Abgeordneten, die nicht verstehen konnten, warum es falsch ist, Frauen an den Busen zu fassen und in den Hintern zu kneifen. Es fehlte ihnen völlig an Selbstreflexion.

Doch die Frauen gaben nicht auf. Käte Strobel wird mit den Worten zitiert: "Politik ist eine viel zu ernste Sache, um sie allein den Männern zu überlassen". Die Frauen weigerten sich, sich verbiegen zu lassen, und deshalb heißt der Film auch "Die Unbeugsamen". Gestandene Politikerinnen wie auch Hertha Däubler-Gmelin oder Rita Süßmuth berichten, wie hart sie sich das Standing in ihren Parteien einst erkämpfen mussten. Von den Männern belächelt oder jovial "geduldet". Die Leistung dieser Frauen ist beeindruckend, ihr Durchhaltevermögen imponierend.

Die Tatsache, dass Deutschland seit sechzehn Jahren eine Frau als Bundeskanzlerin hat, zeigt, dass sich manches von der Zeit, in der Macht als unweiblich galt, geändert hat. Allerdings ist die Beteiligung von Frauen in der Politik immer noch ausreichend. Nach 36,5 % weiblicher Abgeordneter im Jahr 2013 ist die Zahl auf 30,7 % im Jahr 2017 gesunken. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Trend gestoppt werden kann. Der Film endet mit einem gemischten philharmonischen Orchester das von einer jungen Frau dirigiert wird. Veränderung geschieht.

Das Publikum bestand hauptsächlich aus Frauen mittleren Alters und älteren Frauen, aber ich war froh zu sehen, dass eine Mutter ihre heransachsenden Söhne zur Vorführung mitgebracht hatte. Da ich 1969, als ich heiratete, nach Deutschland gezogen war, konnte ich mich an viele der Ereignisse erinnern, da ich ihre Entwicklung miterlebt hatte. Aber für meine Tochter war vieles von dem neu, was gezeigt wurde. Sie sagte: "Wir haben in der Schule nichts über die politische Geschichte der Frauen gelernt. Woher sollen wir das wissen?" Wie können wir von den jüngeren Generationen erwarten, dass sie erkennen, was Frauen in der Politik durchmachen mussten, wenn die Informationen nicht weitergegeben werden? Meine Tochter verließ das Kino angewidert von dem Chauvinismus der Männer und inspiriert, etwas zu bewirken.

Regisseur Torsten Körners ist von den starken Frauen in der deutschen Nachkriegspolitik beeindruckt. Am 26. September 2021 wird in Deutschland ein neues Parlament gewählt. Über 60 Millionen Menschen haben das Recht, zu wählen. Und wieder zeigt sich, dass eine Frau die nach dem Kanzleramt greift, schwer beschossen und beschädigt wird. Es wird eine sehr knappe Wahl werden. Eines haben die Frauen in den Anfängen der deutschen Politik gelernt: Frauen müssen sich über Parteigrenzen hinweg solidarisch zeigen. Hoffen wir, dass das Volk die besten Kandidaten ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht wählt. Das Land braucht immer noch unbeugsame Frauen in der Politik.

 


Bild: Majestic / dpa Bildarchiv

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