STOPPT Gewalt gegen Frauen
Obwohl Frauen vor dem Gesetz inzwischen die gleichen
Rechte wie Männern zugesprochen werden, ist das alltägliche Leben der Frau
immer noch von Ungleichheit geprägt. Jahrhunderte lang haben Männer über Frauen
geherrscht, so als ob sie ihr Besitz wären. Mit seinem Besitz kann man
bekanntlich umgehen, wie man will. Das hat auch für Frauen verheerende
Auswirkungen. UN-Generalsekretär António Guterres drückt es wie folgt aus,
“Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat ihre Wurzeln in der
jahrhundertelangen Männerherrschaft. Vergessen wir nicht, dass die
Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, die „Rape Culture“ befeuern, im
Wesentlichen eine Frage von Machtungleichgewicht sind.“
Solange Frauen als minderwertig angesehen werden,
leiden sie unter der Macht der Männer. Dieses Machtgefälle gibt es in allen
Bereichen des Lebens, aber ganz besonders bemerkbar wird es, wenn es um Gewalt
gegen Frauen geht. Wer Gewalt selber nicht erlebt hat, macht sich darüber wenig
Gedanken. Vielleicht würden einige Zahlen aus Deutschland helfen, aufzuzeigen,
wie weit verbreitet Gewalt gegen Frauen ist.[1]
·
2019 erlebten in Deutschland 115.000 Frauen Partnerschaftsgewalt.
·
2020 wurden in Deutschland 139 Frauen von ihrem
(Ex-)Partner getötet.
·
Mehr als jeden dritten Tag tötet ein Mann seine
(Ex-)Partnerin. In Deutschland.
·
Mehr als 1x pro Stunde wird in Deutschland eine
Frau durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt.
·
In Deutschland erleben nahezu 9.000 Frauen im
Jahr Vergewaltigungen, sexuelle Nötigung und sexuelle Übergriffe.
·
Nur rund 20% der Frauen, die Gewalt erfahren,
nutzen die bestehenden Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen.
·
Jede 3. Frau in Deutschland erlebt mindestens
einmal in ihrem Leben Gewalt. Das sind mehr als 12 Millionen Frauen.
Überlebende häuslicher Gewalt sind oft betroffen von:
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Schädel-Hirn-Traumata
·
Akuter und posttraumatischer Belastungsstörung
·
Depressionen
·
Angststörungen
·
Abhängigkeitserkrankungen
·
Geringer Lebensqualität
· Geringem Selbstwertgefühl
Während der 16 Tage des Aktionismus zwischen dem Tag zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen und dem Menschenrechtstag sind wir 2021 aufgerufen, besonders an Partnerschaftsgewalt und Femizide zu denken. Femizide geschehen nicht nur irgendwo in Ländern, in denen Frauen immer noch als Männerbesitz angesehen werden. Statistisch betrachtet wird in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner umgebracht. Österreich liegt bei der Anzahl der Frauenmorde im europäischen Vergleich an der Spitze. Meist werden solche Verbrechen als Familientragödien bezeichnet, als ob dramatische Beziehungen als mildernde Umstände angesehen werden könnten. Frauen werden vor allem im familiären Umfeld getötet.
Auch in Italien, wo jährlich etwa 100 Frauen von
ihren Partnern, Ex-Partnern oder Liebhabern getötet werden, werden Femizide oft
als “Familiendramen“ bezeichnet. Die Kultur des Besitzanspruches steckt oft
noch hinter der geschlechtsspezifischen Gewalt, als ob die Frau, egal ob
Freundin, Mutter, Schwester oder Ehefrau, dem Mann gehöre. Auch Italiens Gesetzgebung
war lange Zeit rückständig: Erst seit 1996 gilt sexuelle Gewalt als eine
Straftat gegenüber einer Person, vorher war das ein Verstoß gegen die
Öffentliche Ordnung.[2]
Die Zahl der Morde insgesamt ist rückläufig, die der Morde an Frauen sinkt
jedoch weniger stark und bleibt nahezu konstant. Das zeigen Beispiele aus ganz
Europa.
Spanien gilt inzwischen europaweit als Vorreiter in
Sachen Schutz vor sexueller Gewalt. Bereits seit 2004 gibt es ein Gesetz gegen
geschlechtsspezifische Gewalt. So werden beispielsweise Fälle von Gewalttaten,
die Partner oder Ex-Partner an Frauen begehen, an speziellen Gerichten
verhandelt. Auch Kinder von Getöteten erhalten als Opfer
geschlechtsspezifischer Gewalt besonderen Schutz. Trotzdem fordern
Feministinnen eine Modernisierung des Strafrechts.
Da verwundert es nicht, dass die Abteilung Frauen der
Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Spanien 2018 eine Plattform gegen
geschlechtsspezifische Gewalt geschaffen hat und aktiv betreibt. Die
Initiatoren gehen davon aus, dass sie aktiv durch Information einen Beitrag
leisten können, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern. Sie sagen, “Informieren
heißt wissen, wissen heißt vorbeugen und vorbeugen heißt in vielen Fällen
verhindern, dass etwas passiert.“
Die Plattform
beinhaltet:
Information darüber, wie man
Missbrauchsfälle erkennt und damit umgeht. Wie man Opfern hilft und sie
begleitet. Wie man einen Beratungsdienst einrichtet.
Ausbildung: für die Pastoren,
Leiter und Mitglieder der Kirche. Experten erklären die theologischen,
psychologischen und soziologischen Aspekte der geschlechtsspezifischen Gewalt.
Verhindern: Förderung und
Erziehung zu einem Modell gleichberechtigter Beziehungen zwischen Männern und
Frauen entsprechend dem Charakter Christi und den christlichen Grundsätzen.
Evangelisation: Menschen
werden mit dem Evangelium bekannt gemacht durch soziale Solidarität. Gemeinden
müssen Orte der Zuflucht sein, in denen Hoffnung und Wiederherstellung
geschieht. Ihren Auftrag hat die Plattform in der Bibel gefunden: “Hilf dem,
der sich selbst nicht helfen kann; schaffe denen Recht, die für sich alleine
dastehen. Ja, hilf den Armen und Elenden und sorge dafür, dass sie zu ihrem
Recht kommen“ Sprüche 31,8-9 NLB.
Im Rahmen dieser Arbeit hat die Abteilung Frauen im
Jahr 2021 mehrere Videos erstellt, um das Thema der Gewalt an Frauen
anzusprechen. In dem Video Pistas de la
Violencia de Género[3] (Wege der Gewalt gegen Frauen) werden vier kurze
aufklärende Episoden gezeigt. Dabei werden auf eine spezielle Art und Weise,
durch Symbole und Hinweise, einige allgemeine und grundlegende Merkmale und
Profile einer missbrauchten Frau aufgezeigt. Sie gehen auch auf den Täter ein und
zeigen wie eine Frau, die sich dem Problem stellt, es schafft, dem Missbrauch
zu entkommen und ein befreites Leben zu führen
In einem weiteren Video, El maltrato infantil en la adolescencia y la juventud, geht es um
Kindesmisshandlung im Jugendalter.[4]
Darin geht es um Mobbing in der Schule, sexuellem Missbrauch von Kindern und
Belästigung durch neue Technologien wie Cybermobbing usw. Ein Video in dem die
Arbeit der Plattform gegen Gewalt an Frauen durch Interviews mit Fachleuten aus
verschiedenen Bereichen vorgestellt wird, heißt ¿Conoces la Plataforma contra la Violencia de Género?[5]
„Kennst du die Plattform gegen Gewalt an Frauen?“ Eine Schulungsreihe ist in
Vorbereitung mit Videos über geschlechtsspezifische Gewalt, deren Ziel es ist,
Misshandlungen in der Familie und in Paarbeziehungen zu erkennen und zu
verhindern, wie El Amor no duele “Liebe
tut nicht weh.“ [6] Die Plattform
bildet Ausbilderinnen und Beraterinnen aus, die betroffenen Frauen helfen. Ich
hoffe, dass sie uns auch in anderen Ländern mit ihrem Vorbild motivieren,
ähnlich aktiv zu werden, denn die Gewalt gegen Frauen kennt keine
Landesgrenzen. Die Stimme der Kirche der
Siebenten-Tags-Adventisten in Spanien ist klar zu hören: Adventisten sagen NEIN
zu geschlechtsspezifischer Gewalt.
COVID-19 hat uns vor neue Herausforderungen gestellt,
denn in dieser Zeit der eingeschränkten Beweglichkeit hat die Gewalt zugenommen
und erfordert individuelle und kollektive Lösungen, nicht nur an 16 Tagen im
Jahr, sondern an allen 365 Tagen. Tragen wir dazu bei, die Vision von einer
Welt ohne Gewalt zu verwirklichen. Das kann nur geschehen, wenn wir alle gemeinsam
an einem Strang ziehen. Es reicht nicht mehr, nur davon zu reden. Wir brauchen
Taten.
Foto: Ministerio de la Mujer, Espana
[1] UNWOMEN
[2] https://www.deutschlandfunk.de/frauenmorde-in-europa-wenn-das-geschlecht-gefahr-bedeutet-100.html
[3] https://www.youtube.com/watch?v=r-9gGkj55Qc&t=29s
[4] https://www.youtube.com/watch?v=h2fOQvJt0w0&t=24s
[5] https://www.youtube.com/watch?v=arlQyksQrWw&list=RDCMUCuacZqTNsh99KlCpAzJXClA&index=4
[6] https://www.youtube.com/watch?v=rhTUId0mSmc&list=RDCMUCuacZqTNsh99KlCpAzJXClA&index=6
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