Der neunte November


Heute ist der 9. November 2022. Er ist ein Tag, der viele Emotionen und Erinnerungen hervorruft. Ein Tag, den wir nicht vergessen können und nicht vergessen sollten.
Und doch ist für viele von uns der 9. November 1848 längst vergessener Geschichtsunterricht. An diesem Tag wurde Robert Blum, einer der Anführer der 1848-er Revolution hingerichtet.
Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann die erste Deutsche Republik aus und die Monarchie wurde abgeschafft. Deutschland wurde eine parlamentarisch-demokratische Republik. Das bedeutete auch das Ende des ersten Weltkrieges.
Am 9. November 1923 scheiterte Hitler mit seinem Putsch in München. Leider gelang ihm trotzdem zehn Jahre später die Machtergreifung.

Der 9. November 1938 ist bekannt als die Reichspogromnacht, in der jüdische Geschäfte und Synagogen angezündet und Juden ermordet wurden, das die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden einläutete.
Der 9. November 1989 ist dann endlich ein Freudentag, an dem die Berliner Mauer fiel und nach einem Jahr zur Wiedervereinigung Deutschlands führte.

Da wir bei uns beim Datum zuerst den Tag, dann den Monat nennen, könnten wir auch sagen, der 9. November unser 9/11 ist. Dieser Begriff ist natürlich wegen der Terroranschläge am 11. September 2001 uns ins Gedächtnis eingebrannt. Jedes Jahr wird eine Gedenkfeier abgehalten.

In Deutschland wird am 9. November an die Anschläge auf Jüdische Geschäfte und Synagogen vor 84 Jahren gedacht. Der Tag war aber erst der Anfang der Schoah. Am Ende wurden 6 Millionen Juden ermordet. Wir begehen am 27. Januar den Holocaust-Gedenktag, an dem wir über die Opfer trauern, aber es wurde schon am 9. November sichtbar, was kommen würde. Deshalb ist es wichtig, dass wir an diesem und jedem weiteren 9. November daran denken, wie alles einst begann, und was daraus wurde.
Vielleicht hilft es uns, nicht nur an bestimmten Gedenktagen an das Schicksal von unseren Mitbürgern jüdischer Herkunft zu denken, wenn wir am Gehweg kleine Gedenktafeln aus Messing, sogenannte Stolpersteine, erblicken. Wir werden daran erinnert, dass jüdische Menschen hier wohnten und Teil unserer Gesellschaft waren bis sie unrechtmäßig vertrieben, deportiert und ermordet wurden. Das soll nie wieder geschehen. Aber diese Worte sind nicht genug. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass es wirklich nicht wieder geschieht.



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