Black History Month


In den letzten Monaten kam ich nicht dazu, neue Blogartikel zu schreiben. Auch dieser Artikel ist nicht neu – ich schrieb ihn genau vor einem Jahr.

 

In einem CNN-Interview mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz während seines Besuchs in Washington im Februar 2022 wurde er gefragt, warum sich Deutschland mit seiner besonderen Geschichte nicht dem politischen Boykott der Olympischen Winterspiele in China aufgrund von Menschenrechtsverletzungen angeschlossen hat. Die deutsche Regierung hatte nie vorgehabt, Politiker zu den Spielen zu entsenden und sah keinen Grund, sich einem Boykott anzuschließen. Scholz beantwortete die Frage (zweimal), indem er erklärte, sein Land habe mit dem verabschiedeten Lieferkettengesetz ein Werkzeug das viel effektiver sei als jeder Boykott.

Als Deutsche haben wir aus unserer Geschichte gelernt, und angesichts der neuen antisemitischen Herausforderungen durch rechte Gruppierungen wissen wir, dass wir die schrecklichen Verbrechen der Vergangenheit nicht ignorieren und vergessen können. Wir müssen jede Generation über die von den Nazis begangenen Gräueltaten aufklären. Wie der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer sagte: "Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschehen ist. Aber ihr seid dafür verantwortlich, dass es nie wieder geschieht." Wir müssen dies ernst nehmen. Und doch gibt es bei vielen Deutschen große Wissenslücken zu diesem Thema.

Ich weiß, dass Rassismus an vielen Orten der Welt gedeiht und trotz all unserer Bemühungen, ihn einzudämmen, eine wachsende Bedrohung darstellt. Menschen, die nicht ausreichend informiert sind, haben Angst, ihren privilegierten Lebensstil zu verlieren.

Da ich es nicht selbst erlebt habe, wusste ich nichts darüber, wie das Leben der schwarzen Amerikaner in der Jim-Crow-Ära aussah, bis ich anfing, darüber zu lesen. Ich vermute, dass viele Amerikaner auch nicht viel mehr darüber wissen. So wie wir in Deutschland unsere Kinder über den Holocaust aufklären müssen, sollten amerikanische Kinder über die rassistische Geschichte ihres großen Landes aufgeklärt werden. Die Amerikaner sollten dies ernst nehmen, damit sich die begangenen Gräueltaten nie wiederholen. Die Diskriminierung erhebt ihr hässliches Haupt und ist nie wirklich gestoppt worden. Deshalb ist der Black History Month im Februar so wichtig, denn er zeigt die großartigen Leistungen der schwarzen AmerikanerInnen. Ich wünschte, mehr weiße Amerikaner würden dem Aufmerksamkeit schenken.

Bevor ich "Hidden Figures" gesehen hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, wie es wäre, keine Toilette in der Nähe meines Arbeitsplatzes benutzen zu dürfen. Bevor ich von Rosa Parks hörte, wusste ich nicht, dass Schwarze in einem Bus hinten sitzen und für einen Weißen aufstehen mussten. Bevor ich die "Little Rock Nine" las, wusste ich nicht, wie dramatisch es für schwarze Kinder war, eine gute Schule zu besuchen, und wie Familien schikaniert und bedroht wurden. Nach und nach fand ich heraus, wie schwarze Amerikaner im Süden als Bürger zweiter Klasse behandelt wurden: Sie durften bestimmte Parks nicht betreten, mussten andere Eingänge zu Kinos benutzen und durften nicht einmal die Kleidung anprobieren, die sie kauften. Das Wahlrecht, Arbeitsplätze und Bankkredite wurden ihnen aufgrund ihrer Hautfarbe verweigert. Die Lynchmorde an unschuldigen schwarzen Menschen drehen uns mit ihrer Grausamkeit den Magen um. Gynäkologen, die ihre anatomischen Studien und Experimente an Sklavinnen durchführten, erinnern mich an das, was ich über Dr. Mengele gelernt habe. All dies erinnert daran, wie die Nazis das Leben der Juden erst mit allen möglichen Einschränkungen unerträglich machten und dann mit der Vernichtung loslegten.

Warum also erinnert der Journalist Jake Tapper Bundeskanzler Scholz an die deutsche Geschichte, ohne einen einzigen Gedanken an die Geschichte seines eigenen Landes zu verschwenden? Wo ist da der Unterschied? Wir haben nicht das Recht, mit dem Finger auf eine andere Nation zu zeigen, da wir alle die gleichen Probleme mit unserem eigenen Rassismus haben.

Aber sollte nicht wenigstens die Kirche frei von Rassismus sein? Unsere Gesellschaft spaltet sich immer mehr. In Deutschland hören wir viel über Integration als Mittel zum Aufbau einer funktionierenden Nation. All die verschiedenen Kulturen sollten in gegenseitigem Respekt miteinander leben. Auch wir in Europa haben ethnische Kirchen und ich verstehe, dass die Menschen Gottes Wort in ihrer eigenen Sprache und in ihrem eigenen kulturellen Umfeld hören wollen. Aber die Authentizität unserer gottesdienstlichen Erfahrung sollte nicht von unserer Hautfarbe oder Kultur abhängen. Sogar unsere Kirchen zersplittern immer mehr und die Menschen wollen in ihren eigenen ideologischen Blasen leben.

Ich vermute, dass jeder, der in meiner Kirche aufgewachsen ist, in der Bibelschule biblische Geschichten erzählt bekommen hat, die mit Filzbildern illustriert wurden. Die Filzbilder, die ich kannte, waren im typischen Stil der 1950er Jahre gestaltet, besonders erkennbar an der Art, wie die Figuren gekleidet waren, bevor sie im Himmel ihre weißen Gewänder anlegten. Was mir auffiel, war, dass alle Figuren weiße Haut hatten.

Als wir uns in den 1970er Jahren auf unseren Dienst als Missionare in Afrika vorbereiteten, freute ich mich darauf, all die kleinen schwarzen Kinder in der Bibelschule zu unterrichten. Mir wurde klar, dass ich diese Filzbilder nicht verwenden konnte, und als ich bei einer Messe in der Schweiz ein von Annie Vallotton entworfenes System namens Plasticographe fand, beschloss ich, in das Material zu investieren. Es bestand aus mehreren Plastikhintergründen und einem ganzen Ringbuch mit Plastikfiguren von Menschen und Tieren und grafischen Formen in allen Grundfarben. Keine der Figuren hatte ein Gesicht. Ich wollte, dass die Kinder sich mit Gott in ihrer eigenen Kultur identifizieren können, der sie nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Es war eine kreative Art, Geschichten ohne Rassenunterschiede zu illustrieren. Das Material ist leider nicht mehr erhältlich.

Erinnerst du dich an das Lied "Jesus liebt die kleinen Kinder...."? Ich frage mich, ob es immer noch in unseren Bibelschulen gesungen wird. Ich hoffe, dass wir die kleinen Kinder dieser Welt genauso lieben wie Jesus es tut. Und nicht nur die süßen kleinen Kinder, sondern alle Menschen, die eine andere Hautfarbe haben als wir. Rot und gelb sind vielleicht nicht mehr die politisch korrekten Bezeichnungen für andere Rassen. Aber mit meinem Plasticographe habe ich alle Farben des Regenbogens verwendet, um Gottes Kinder zu illustrieren und zu zeigen, dass er uns alle ohne Unterschied liebt.

Paulus schrieb an die sehr multikulturelle Gemeinde in Ephesus und rief sie auf, sich zu einer vereinten Gemeinde zusammenzuschließen. Vielleicht sollten wir seinen Rat beherzigen und nach Einheit statt nach Zersplitterung streben. Seine Worte sind eine Überlegung wert:

„Bemüht euch, im Geist eins zu sein, indem ihr untereinander Frieden haltet. Ihr sollt alle gemeinsam ein Leib sein und einen Geist haben, weil ihr alle zu einer Hoffnung berufen seid.  Es gibt nur einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe, und es gibt auch nur einen Gott und Vater von allen, der über allen steht und durch alle lebt und in uns allen ist“ Epheser 4:3-6 NLB.

 


 

Photo: Pixabay free

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